BVJ: „Corona auch für den Handel lebensbedrohlich.“

Der Bundesverband der Juweliere plädiert dafür, so früh wie möglich den Shutdown zu beenden. „Aber es muss verantwortbar sein“, sagt BVJ-Geschäftsführer Joachim Dünkelmann. In der Haut der Entscheider wolle er aber nicht stecken.


Deutschland sitzt zwischendrin. Am Ostermontag hatte Frankreich bekannt gegeben, die Ausgangssperre für vier weitere Wochen zu verlängern. Am Folgetag hatte Österreich den Shutdown zumindest teilweise beendet. Welcher Weg ist für Deutschland sinnvoll? Darüber streiten sich die Beteiligten. Für den Bundesverband der Juweliere (BVJ) ist die Marschrichtung klar: „Wir plädieren dafür, den Handel so schnell wie möglich zu öffnen, sobald es verantwortbar ist“, sagte Dünkelmann im Gespräch mit „Blickpunkt Juwelier“. „Die Entscheidung muss her, bevor die Wirtschaft platt ist. Corona ist nicht nur für die Gesundheit lebensbedrohlich, sondern auch für den Handel“, so Dünkelmann. „Ich will aber auch nicht mit denjenigen tauschen, die diese Entscheidung treffen müssen“, schiebt er nach. Die Rahmenbedingungen zu beurteilen sei eine extrem komplexe Aufgabe. Diese Verantwortung könne niemand der Politik abnehmen. Trotzdem aber könne man trefflich darüber streiten, wie das Ende eines Shutdowns aussehen könne. Was Dünkelmann nicht will, ist eine Benachteiligung von größeren Geschäften. In Österreich dürfen seit gestern wieder Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 400 Quadratmetern öffnen. Für Dünkelmann ist diese Vorgabe zu pauschal. Denn die Schutzmaßnahmen können überall die gleichen sein, warum sollten dann größere Geschäfte benachteiligt sein? Sein Hauptverband, der HDE, hatte unlängst einen 10-Punkte-Plan für den geordneten Ausstieg aus dem Shutdown vorgelegt (hier). Dünkelmann wünscht sich eine bessere Planung. Bereits heute solle die Politik stärker auf Wirtschaft, Industrie und Handel zugehen und gemeinsam Szenarien durchplanen. Mit welchen Abstufungen und welchen Auflagen könnte das Ende des Shutdowns realisiert werden? Hier fehlen Dünkelmann Signale aus der Politik. Auch deswegen hatte der HDE den 10-Punkte-Plan veröffentlicht – und hofft darauf, dass der Handel an erster Stelle einer Lockerung steht.

Dünkelmann spart auch nicht an deutlicher Kritik am föderalen System und die damit einhergehenden Entscheidungswege. „Ein föderales System ist für die derzeitige Situation nicht sinnvoll. Es kann doch nicht sein, dass wir aufgrund eines Feiertags nicht die Infektionszahlen aller Bundesländer erhalten. Es kann doch nicht sein, dass Betriebe, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind, verschiedene Geschwindigkeiten bei der Bewilligung von Sofortzuschüssen haben“, wundert sich Dünkelmann. Hier solle man bundeseinheitliche Systeme andenken.

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