Vier Möglichkeiten zur Umsetzung © Blickpunkt Juwelier/ Dalle AI
Für die meisten Probleme gibt es eine Lösung. So auch für den Kauf des Verlobungsrings und die oftmals damit einhergehende Frage, wie der Juwelier die den hohen Erwartungen entsprechenden Ansprüche und das meist begrenztes Budget des Kunden unter einen Hut bringt.
Der Verlobungsring ist oft das erste „echte“ Schmuckstück, das man(n) in seinem Leben kauft. Mehr als eine ungefähre Idee, wie das Stück aussehen soll, hat er oft nicht – klar ist ihm nur, dass das Schmuckstück Eindruck bei der potenziell künftigen Trägerin machen muss. Die Recherche im Internet liefert neben einer reichen Auswahl an Modellen, verschiedenen Formen und Fassungen sowie Vorschlägen für den romantischen Antrag auch (meistens) Infos zu verschiedenen Goldlegierung und Diamantqualitäten. Zu letzteren kursieren im Internet aber auch zahlreiche Fake News, denen oft unterhinterfragt geglaubt wird und die zu irrigen Amsichten führen können. So verbreitet etwa ein gewisser Influencer über seinen Youtube-Kanal, der immerhin mehr als 230.000 Abonnenten hat, dass Diamanten in den USA schon praktisch nichts mehr wert wären und Edelsteine, die im Vorjahr noch 50.000 Dollar oder mehr gekostet haben, jetzt um ein paar hundert Dollar verrammscht werden würden. Die mehr als 2.400 Kommentare sind durchwegs positiv – „danke für die interessante Info“ – Skepsis oder gar der Versuch, die offensichtlichen Recherchefehler – so wurden etwa Natur- und Labordiamanten in einen Topf geworfen – zu korrigieren, sind die absolute Ausnahme.
Rund die Hälfte aller heiratswilligen Männer Informieren sich vorab online. Das heisst aber nicht – Stichwort Fake News – dass ein Juwelier dem mit profunder Aufklärung nicht entgegenhalten kann.
Mehr Beratungsbedarf durch neue Themenfelder
Man mag das als eine der vielen Skurrilitäten sehen, die das Internet leider auch hervorbringt, ignorieren sollte oder gar darf man es als Juwelier aber nicht. Denn dieses und viele ähnliche Beispiele wirken sich ganz konkret auf das tägliche Geschäft aus. Der Kunde wähnt sich gut informiert, glänzt aber vermutlich mit weniger echtem Wissen als die Väter- oder Großvätergeneration oder gar mit komplett abwegigen Ansichten. Entsprechend größer ist dann natürlich der Beratungsbedarf – der Juwelier muss mehr Aufklärungsarbeit leisten und mehr psychologisches Fingerspitzengefühl beweisen als womöglich sonst. Auf der anderen Seiten werden womöglich auch Kunden, die sich bei verlässliche(re)n Quellen informieren und mit Elan in die Materie eingelesen den Juwelier mit Fragen konfrontieren, die ihm neu sind oder auf die es – derzeit zumindest noch – schlichtweg keine erschöpfende Antwort gibt. Etwa jene, ob Labordiamanten tatsächlich nachhaltiger sind als jene aus einer Mine und wenn ja, ob das eher ökologische oder soziale Aspekte betrifft, oder beide gleichermaßen?
Rund um den Ukrainekrieg kann auch die Rückverfolgbarkeit von Diamanten ein Thema sein, das den Kunden (Stichwort Gen Z) interessiert und zu dem er Fragen hat. Wie sicher ist etwa, dass auf dem Wunschring ganz sicher kein russischer Diamant funkelt? Die Erklärung der verschiedenen Goldlegierungen und wie sich die Wahl für 585er- oder 750er-Gold auf den Preis auswirkt ist dagegen für den Fachmann bzw. die Fachfrau eine leichte Übung. Ebenso welche Zugeständnisse man guten Gewissens und ohne Abstriche bei der Optik in Sachen Reinheit machen kann, damit sich vielleicht doch das eine oder andere Zehntel-Carat mehr ausgeht. Oder auch ob es tatsächlich ausschließlich ein Diamant sein muss, wenn doch die Traumfrau lieber einen farbigen Edelstein auf ihrem Verlobungsring hätte und ob und wie sich das auf den Kaufpreis auswirken kann.
1) Es geht um Expertise. 50% der Männer haben sich bereits online vor erkundigt. Im (Erst-)Gespräch mit dem aFchhändler wird der Konsument entscheiden, ob er kauft oder sogar auch (immer) wieder kommen wird. Es geht um Gold, Diamant & Anleitung zur Verlobung – sowie die folgenden Trauringe. 2) Größe des Steins. Welche Fassung? All‘ diese Fragen werden in diesem Gespräch erörtert. Der Fachhändler entscheidet hierbei, ob er sich auf Naturdiamanten festlegt, oder parallel Labordiamanten ins Angebot aufnimmt. 3) Der Preis ist heiss. Männer lassen sich an die Schmerzgrenze bringen. Einige Juweliere bieten bereits Finanzierungsmöglichkeiten wie den Kauf auf Raten an, um dem Kunden höhere Preise zu ermöglichen. 4) Bindung. Ab dem Kauf ist der Kunde im Idealfall ein Stammkunde. Er wird sich bei Trauringen und weiteren Anschaffungen an dieses Gespräch erinnern – dabei wird er zum Markentransporteur für den Fachhändler. So kann etwa das Branding des Juweliers ganz entscheidend an der Innenseite des Ring-Etuis erkennen lassen, woher der Ring für die lebenslange Beziehung – nicht nur mit der Ehefrau in spe, sondern auch dem Juwelier selbst – stammt.