Euler Hermes rechnet mit Pleitewelle

Kreditversicherer Euler Hermes rechnet wegen der Corona-Pandemie spätestens ab Herbst mit einer weltweiten Welle von Firmenpleiten.


Für Deutschland sagen die Experten einen Anstieg der Insolvenzen in den Jahren 2020 und 2021 um insgesamt 12 Prozent im Vergleich zu 2019 voraus – auf dann etwa 21 000 Fälle. “Unternehmen in Schieflage müssen dies aktuell erst im Herbst bei einem Insolvenzgericht anzeigen”, erläuterte Ron van het Hof, Chef von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Deshalb gebe es aktuell noch relativ wenige Fälle in Deutschland. “Aber der Schein trügt, und im Herbst schlägt für viele die Stunde der Wahrheit.”

In der amtlichen Insolvenzstatistik für Deutschland zeigen sich bislang noch keine dramatischen Auswirkungen der Corona-Krise. 1.465 Fälle meldeten die deutschen Amtsgerichte für den vom “Lockdown” besonders betroffenen Monat April – und damit 13,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Allerdings ist die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen seit dem 1. März 2020 ausgesetzt. Zudem kann die Bearbeitung von Anträgen bei den Gerichten derzeit länger dauern, weil auch dort der Betrieb nur eingeschränkt läuft. Euler Hermes weist darauf hin, dass es trotz der ausgesetzten Antragsfrist bereits im ersten Halbjahr mehrere Insolvenzen größerer Firmen gab.

Im weltweiten Vergleich kommt Deutschland der Euler-Hermes-Prognose zufolge allerdings mit einem “blauen Auge davon”. “Gründe dafür sind neben der besseren Ausgangssituation und dem kürzeren, weniger strikten Lockdown vor allem die schnellen und sehr umfangreichen Sofortmaßnahmen der Regierung”, so Van het Hof. Global erwarten die Experten aktuell für 2020 und 2021 einen kumulierten Anstieg der Insolvenzen um insgesamt 35 Prozent. “Wenn die jeweiligen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu früh beendet werden, dürfte der Anstieg sogar noch um 5 bis 10 Prozentpunkte höher ausfallen”, befürchtet Maxime Lemerle, Chef der Insolvenz- und Branchenanalysen bei der Euler Hermes Gruppe.

Einen dramatischen Anstieg der Unternehmenspleiten erwartet der Kreditversicherer in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr unter den größeren Ländern vor allem in den USA (plus 47 Prozent). Daneben wird mit einer Insolvenzwelle in Brasilien (plus 32 Prozent) und China (plus 21 Prozent) gerechnet. Massiv betroffen seien auch viele europäische Staaten wie beispielsweise Portugal (plus 30 Prozent), die Niederlande (plus 29 Prozent), Spanien (plus 20 Prozent) oder Italien (plus 18 Prozent). Quelle: dpa.

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