JASON NEWMAN, Export Manager und Country Manager Festina Deutschland: „Die Online-Zielgruppe kennt uns nicht mehr aus den Zeiten des Sportsponsorings wie der Tour de France. Die Festina Group hat sich Ende letzten Jahres entschieden, eigene Online-Shops für ihre Marken aufzubauen.“
Der Bedarf einer guten Online-Präsenz ist unbestritten und sollte spätestens bis 2025 vorhanden sein. Das digitale und analoge Schaufenster sollten als ebenbürtige Partner gesehen werden, davon ist Jason Newman, Export Manager und Country Manager von Festina Deutschland, überzeugt.
Verändertes Kaufverhalten, ambitionierte Technologieentwicklungen und viele moderne Verkaufskonzepte zählen.
Interview mit Jason Newman
BLICKPUNKT JUWELIER: Stichwort Digitalisierung: Was muss eine Marke gegenwärtig tun? Braucht der Kunde digitale Ansprache, um dann dem Fachhändler, vorbereitet auf die Werte der Uhrenmarke, gegenüberzutreten zu können?
JASON NEWMAN: Durch die Digitalisierung verlagert sich die Markenwahrnehmung aus dem analogen in den Online-Bereich. Das heißt für uns als Marke, dass wir im Netz aktiv sein und auch dort unsere Markenpräsenz und -bekanntheit ausbauen müssen. Denn die Online-Zielgruppe ist größtenteils eine neue und andere, als jene, denen wir noch aus Zeiten des Sportsponsorings wie der Tour de France im Kopf geblieben sind. Dementsprechend werden sich unsere Marketingaktivitäten vermehrt auch in Richtung Online bewegen. Die Digitalisierung auf Produktebene erlaubt es uns außerdem, neue Technologien und Innovationen zu entwickeln und in das Produktportfolio einzubauen. So haben auch wir eigene Smart-&Connected-Watches entwickelt, um der steigenden Verbrauchernachfrage nachzukommen und neue Zielgruppen zu generieren.
BJ: Ein Händler meinte jüngst zum mir in einem persönlichen Gespräch: „Unsere Kunden haben sich während der Pandemie verändert, sie kaufen bereitwilliger und das durchaus teurer.“ Deckt sich das mit Ihrer Wahrnehmung?
NEWMAN: Wir können auf jeden Fall eine Veränderung in der Kaufbereitschaft erkennen. Es zeigt sich deutlich, dass mehr stationär und regional gekauft wird.
BJ: Der eigene Onlineshop: Was steht an? Wie sehr sind die Fachhändler in die zukünftigen Entwicklungen Ihrerseits eingebunden, genannt, und dergleichen?
NEWMAN: Die Festina Group hat sich Ende letzten Jahres entschieden, eigene Online-Shops für ihre Marken aufzubauen. Wir haben diesen Vertriebskanal viele Jahre unseren Händlern überlassen. Das veränderte Konsumverhalten der Käufer und auch die Pandemie verlangte danach, dass auch wir uns an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Wir sind der Meinung, dass Verkäufe die Festina im Internet tätigt, sich nicht auf die Verkäufe von Juwelieren auswirken, sondern auf die Verkäufe, die im Internet erfolgen. All unsere Produkte werden in den Onlineshops zum UVP angeboten. Ausnahmen gibt es lediglich für Altware und Sonderposten sowie die üblichen Saisonangebote. Unsere Fachhändler sind über eine eigene Händlersuche mit Adresse und Telefonnummer aufgelistet, sodass der Onlinekunde auch die Möglichkeit hat, eine offizielle Verkaufsstelle in seiner Nähe zu finden.
BJ: Der Fachhändler bleibt in welcher Funktion bei Ihrer Marke auch in der Zukunft enthalten?
NEWMAN: Für die Festina Group wird der Fachhändler immer der wichtigste Vertriebskanal sein. Wir setzen wie in den letzten 30 Jahren auch in der weiteren Zukunft stark auf enge Partnerschaften mit dem Fachhandel und vertrauen in dieser Angelegenheit auf die Kompetenz der Juweliere beim Thema Verkauf und Service, schließlich haben Sie durch Ihre Arbeit hier jahrelange, vertrauenswürdige Arbeit geleistet.
BJ: Welche Aspekte sollte der Fachhändler nach der Pandemie in Hinblick auf 2025 berücksichtigen, Ihrer
Meinung nach?
NEWMAN: Die wichtigste Erkenntnis für den Juwelier aus der Pandemie sollte der Bedarf einer guten Online-Präsenz sein. Eine Website mit eigenem Online-Shop oder eine gut gepflegte und laufend befüllte Facebook- und Instagram-Seite sind das A und O, wenn der stationäre Handel einmal nicht so funktioniert, wie er soll. Der Juwelier muss sein digitales Schaufenster genauso pflegen, wie er das mit seiner analogen Auslage tut. Denn welche Verkaufsmöglichkeiten sich dadurch für den stationären Handel bieten, hat uns die Pandemie bestens vor Augen geführt. Die Online-Erreichbarkeit ist ein wichtiges Element für die Kundenbindung und bis 2025 ein absolutes MUSS für jeden Fachhändler. Um dem Kunden vor Ort ein Erlebnis zu bieten, dass nur der Juwelier beherrscht, sollte zudem auf neue, moderne Verkaufskonzepte gesetzt werden (z.B. Concept Store) sowie gut geschultes Personal. Es sollte ein klarer USP gegenüber dem Onlinekauf festgelegt sein.
Festina Group goes Smart
Seit der Übernahme der schwedischen Smartwatch-Marke Kronaby wird das Sortiment sukzessive und langfristig um Connected-Modelle erweitert.
Das Forschungs- und Entwicklungsteam der Festina-Group in Schweden setzt sich aus mehreren Ingenieuren zusammen, die ihr Know-how aus der Smartwatch-Entwicklung bei Sony Ericsson und Sony gesammelt haben. Die Hard- und Software der digitalen Modelle wird Inhouse entwickelt. Features wie die Fernsteuerungsfunktion der Kamera, die Akkulaufzeit von zwei Jahren und die gefilterte Benachrichtigung und Musiksteuerung kommen beim Konsumenten gut an. Von anderen smarten Herstellern hebt man sich vor allem im Design nahe der traditionellen Handwerkskunst ab.