Galeria will sich neu erfinden

Karstadt und Kaufhof sind Geschichte. Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof erfindet sich neu. Unter dem Namen Galeria will der Handelsriese nach schwierigen Jahren wieder Tritt fassen.



Es ist ein steiniger Weg, den sich Miguel Müllenbach ausgesucht hat. Der Galeria-Chef will die letzte große deutsche Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof neu positionieren. „Wir wollen das vernetzte Herz der Innenstadt werden”, sagt Müllenbach der DPA. Unter dem Namen Galeria will der Handelsriese, der mit seinen 131 Warenhäusern noch immer viele Innenstädte prägt, nach schwierigen Jahren wieder Tritt fassen. Mit neuem, kürzeren Namen und einem neuen Logo wird einmal der Anfang gemacht.

Doch eines ist Müllenbach klar: Mit den teuren Innenstadtlagen kann Galeria nicht Preisführer sein. „Aber wir können ein besonderes Einkaufserlebnis bieten – mit ausgewählten Produkten und hoher Aufenthaltsqualität”, beschreibt der Galeria-Chef seine Pläne. Die Warenhäuser sollen daher „zu Wohlfühlorten werden, an denen die Menschen gerne ihre Freizeit verbringen – einkaufen, aber auch Dienstleistungsangebote nutzen oder Gastronomie und Kultur genießen”.

Die Galeria-Filialen kommen zusammen auf rund 250 Millionen Besucher im Jahr. „Wir müssen es schaffen, dass diese Kunden einen größeren Teil ihrer Einkäufe als bisher bei uns erledigen. Dann werden wir auch Marktanteile zurückgewinnen”, zeigt sich Müllenbach kampflustig. Allerdings muss dafür das Sortiment trendiger und hochwertiger werden, haben Marktanalysen gezeigt.Auch im Internet will Galeria stärker punkten. „Wir werden in diesem Jahr online über 200 Million Euro Umsatz machen und wollen das zeitnah vervierfachen”, erklärte Müllenbach. Für den Warenhauskonzern ist sein Zukunftskonzept Galeria 2.0 vielleicht die letzte Chance, sich im Kampf gegen Amazon, Hennes & Mauritz und die Markenläden der Hersteller zu behaupten.

Champagnerbar

Galeria hat bereits drei Muster-Kaufhäuser, die zeigen, wohin es künftig gehen soll. So soll das Frankfurter Galeria-Warenhaus an der Hauptwache zeigen, dass man sich gegenüber dem Online-Handel und Markenläden behaupten kann. Und zwar mit „mehr Premium”: Nicht nur im Angebot. So sollen dort eine Champagnerbar, ein Sushi-Angebot von TV-Koch Steffen Henssler sowie eine Bar auf der Dachterasse mit Blick auf die Frankfurter Skyline für das Einkaufserlebnis sorgen.

Das Geschäft in Kassel gilt hingegen als Modell für kleinere Städte. Hier will der Handelskonzern Dienstleistungen anbieten, um sich von Online-Händlern abzugrenzen. So gibt es dann eben eine Außenstelle der Stadtverwaltung, um Personalausweise zu beantragen oder abzuholen. Weiters gibt es eine Paketstation, wo man Pakete verschiedener Lieferdienste abholen kann. Und in der Parkgarage kann man sein Fahrrad reparieren lassen. Die Filiale in Kleve an der niederländischen Grenze zeigt hingegen, wie Galeria die kleineren Häuser künftig sieht: Das Galeria-Kaufhaus als „lokales Forum” , um auf die lokalen Bedürfnisse einzugehen.

600 Millionen für den Neustart

Dazu will der Konzern die zum Teil recht angestaubten Filialen in den kommenden Jahren gründlich ummodeln. Bis zu 60 Häuser will das Unternehmen komplett umbauen, die restlichen zumindest teilweise. Aber auch der Online-Shop, die IT und die Logistik sollen auf den neuesten Stand gebracht werden. Dafür nimmt Müllenbach 600 Millionen Euro in die Hand. Davon sollen 400 Millionen Euro in die Aufwertung der Warenhäuser fließen. Bis zu 60 Häuser sollen vollständig umgebaut werden, der Rest zumindest teilweise.

Müllenbach ist überzeugt, dass die Konsumenten nach der Pandemie wieder gerne „alles unter einem Dach” kaufen – und erhofft sich von diesem Trend einen Rückenwind. Aber auch andere Handelsketten sind dabei, ihr Filialnetz an die durch den Online-Boom geänderten Einkaufsgewohnheiten anzupassen. Allerdings sind die Antworten auf die Herausforderungen unterschiedlich. Die Elektronikketten Media Markt und Saturn etwa wollen in den Innenstädten stärker auf kleinere Märkte setzten. Auch die Möbelkette Ikea, bisher vor allem für ihre riesigen blauen Märkte am Stadtrand bekannt, glaubt inzwischen an das Potenzial von kleineren Formaten in zentralen Lagen und experimentiert mit sogenannten Pop-up-Stores und Planungsbüros in den Innenstädten.

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