Immer mehr kleine Geschäfte unter Druck

Die Stimmung im Einzelhandel wird schlechter. Vor allem kleine Händler machen sich Sorgen um ihre Zukunft. 


Nach Schätzungen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) könnte bis 2025 jeder zehnte Laden für immer schließen. Das entspräche dem Aus für fast 50.000 Geschäfte. Laut HDE-Geschäftsführer Stefan Genth rechnen nur noch weniger als ein Drittel der Einzelhändler in der Bundesrepublik in diesem Jahr mit wachsenden Umsätzen. Das habe eine Umfrage unter 1.000 Unternehmen aller Größen, Branchen und Standorte ergeben. Besonders skeptisch blickten kleine Händler mit bis zu 20 Beschäftigen in die Zukunft. Sie rechneten überwiegend schon im diesem Jahr mit Umsatzrückgängen. Noch deutlich besser war die Stimmung bei größeren Händlern.

Der Online-Handel rechnet für 2019 mit einem Umsatzplus von rund 9 %. Für den stationären Handel mit seinen rund 450.000 Geschäften rechnet der HDE dagegen lediglich mit einem Wachstum von 1,3 %. Das heißt: Bereinigt um die Preissteigerung dürfte das Geschäft dort im besten Fall stagnieren, vielleicht sogar geringfügig schrumpfen.

Die gute Konjunktur und die daraus resultierende Kauflust der Bundesbürger hätten in den vergangenen Jahren die Auswirkungen des Onlinebooms und der demografischen Umbrüche in Deutschland auf die Händler abgemildert. Ohne diesen Rückenwind seien viele Standorte gefährdet. Dies gelte nicht nur für Modegeschäfte, Schuhhändler oder Möbelläden, sondern auch für Nahversorger wie Drogeriemärkte oder Lebensmittelhändler in Regionen mit rückläufigen Bevölkerungszahlen.

Gerade kleinere Händler sähen sich aktuell mit einem ganzen Bündel von Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehörten der durch die Digitalisierung ausgelöste Preisdruck und die sinkenden Kundenfrequenzen in den Innenstädten, aber auch bürokratische Vorgaben wie etwa die Datenschutz-Grundverordnung, die für kleine Händler hohe Hürden bei der eigenen Digitalisierung aufbauten.

Ein Ladensterben unter den kleineren Händlern wäre auch für die Städte dramatisch, betonte der HDE-Hauptgeschäftsführer. Denn die Läden mit bis zu 20 Beschäftigen stellen nach wie vor die große Mehrheit aller Geschäfte. Er forderte deshalb die Politiker auf, mehr für die kleineren Händler zu tun. “Der mittelständische Handel braucht politische Unterstützung, um im aktuellen Strukturwandel bestehen und von der Digitalisierung profitieren zu können”, sagte Genth.

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