Kevin Koos, Prokurist © KOOS Edelmetalle
AUS ALT MACH NEU! Noch sind Juweliere beim Goldankauf zurückhaltend. Ein Fehler, findet Kevin Koos von KOOS Edelmetalle.
BLICKPUNKT·JUWELIER: Juweliere behandeln das Thema Sekundärgold nur sehr zögerlich. Könnte das ein Imageproblem des Goldankaufs sein?
KEVIN KOOS: Ja, das ist möglich. Wir bei KOOS arbeiten hauptsächlich mit anderen Ankäufern zusammen, nicht mit Juwelieren. Diese anderen Ankäufer sind auch regelmäßig bei uns im Haus, hier besteht ein sehr direkter Kontakt. Das ist bei den Juwelieren anders, die lassen eher abholen und kommen selten persönlich.
BPJ: Juweliere müssen sich zunehmend auf die Kernkompetenz Schmuck konzentrieren. Der Goldankauf könnte bei Juwelieren auch als Kurbel für das eigene Atelier wirken – wie sehen Sie das?
KOOS: Keine Frage, Juweliere werden da in Zukunft mehr machen müssen. Es ist ja auch so, dass die Leute bequem sind und gerne im selben Geschäft alles erledigen: Also erst das Altgold abgeben, dann direkt im Geschäft wieder etwas erwerben. Auch umgekehrt, wenn die Kunden schon da sind, um zu kaufen, werden sie das Angebot gerne annehmen, ihr Altgold in Zahlung zu geben und nicht erst wieder zu einem anderen Anbieter um die Ecke gehen. Es ist ein Handel mit hohen Werten, da hat der Juwelier ja eigentlich schon den Heimvorteil. Oft fehlt aber da die Ausstattung zur ordnungsgemäßen Prüfung.
BPJ: Bietet KOOS Kurse oder Schulungen in diesem Bereich an, sodass sich der Juwelier die Expertise direkt holen kann?
KOOS: Aktuell noch nicht, wir planen aber für 2025 FAQ oder Tutorial für Juweliere, um ihnen den Einstieg zu erleichtern. Der Juwelier ist Experte für Schmuck, wenn da ein Kunde beispielsweise mit einer Münze kommt, sind andere Ankäufer besser gewappnet – da fehlt noch etwas Know-how.
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BPJ: Stichwort Nachhaltigkeit, ein großes Thema bei Gen Z und Millennials. Hat der Fachhandel hier eine Chance diese Gruppe anzusprechen?
KOOS: Wir verarbeiten nur Sekundärgold, kaufen also kein zusätzliches Minengold an, das ist also schon sehr nachhaltig. Wir haben in diese Richtung noch keine Strategie gefahren, weil wir ja nicht direkt mit den Privatkunden zusammenarbeiten. Da müsste die Nachfrage von den Juwelieren kommen, bisher ist das aber noch kein großes Thema gewesen, das wird eher zweit- oder sogar drittrangig behandelt.
BPJ: Die Expertise liegt beim Juwelier – könnte der Juwelier sich nicht gegen andere Anbieter nicht schon allein durch den Vertrauensstatus besser durchsetzen?
KOOS: Ich denke, das kann man nicht so zu 100 % verallgemeinern, auch bei anderen Anbietern gibt es vertrauenswürdige Profis. Aber ich denke, da, wo man den neuen Schmuck gekauft hat, dem würde man auch eher seinen alten Schmuck anvertrauen. Der Goldankauf wird aber meistens sehr diskret abgehandelt, nicht im Schaufenster beworben. Ich kenne es auch nicht, dass es einen abgegrenzten Bereich für den Goldankauf gibt, dabei wäre das sogar eine gute Chance, seriös aufzutreten, fast wie eine ehrwürdige Bank.
BPJ: Der Ankauf findet hinter verschlossenen Türen statt, es gibt kaum aktive Werbung für Endkunden, BPJ sieht hier verschwendetes Potenzial. Wie sieht KOOS die Situation?
KOOS: Absolut, da ist viel ungehobenes Potenzial. Aktuell gibt es auch wenig Nachfrage für Werbeprodukte vonseiten der Juweliere, dabei ist unser Außendienst in ganz Deutschland unterwegs. Viele haben auch Hemmungen, sie sind versiert im Schmuck, alles andere steckt noch in den Kinderschuhen. Aber da sollte man auch aktiv werden. Die Kunden setzen auf Bequemlichkeit, idealerweise ist die Information klar ersichtlich und der Kunde hat alles an einem Ort zur Verfügung.
