Kommentar: Qualität gewinnt!

Zum Wiedereinstieg von Pandora bei Christ kommentiert Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.


Die Pressemitteilung strotzt vor Superlativen. Die bekannteste Schmuckmarke in Deutschland und der Welt und der marktführende Juweliereinzelhändler in Deutschland kooperieren, ist zu lesen. Was sich so folgerichtig anhört, hat eine Vorgeschichte, die vor fünf Jahren jäh beendet wurde. Damals war es der Lieferant Pandora, der sich von Christ und Kraemer verabschiedet hatte, um sich voll und ganz auf die eigenen Stores zu konzentrieren. Nun kommt die Rolle rückwärts.


Diese Entscheidung ist nicht aus der Not heraus geboren. Pandora geht es im Unterscheid zu vielen anderen Lifestyle-Silberbrands gut. Der Aktienkurs steigt seit März letzten Jahres – als ob es keinen Lockdown geben würde. Für 2021 erwartet die Weltmarke sogar wieder einen Umsatzwachstum. Das Plus allerdings kommt durch Online zustande. Die Online-Verkäufe hätten sich 2020 mehr als verdoppelt und würden nun fast ein Drittel des Umsatzes ausmachen, heißt es. Online rettet also die Umsatzverluste der stationären Geschäfte. Es wäre aber nicht Pandora (und kein gutes börsennotiertes Unternehmen), würde man nicht heute schon an die Expansion und die Einsparmöglichkeiten von morgen denken. Auch Engelsrufer ist mit seiner Entscheidung, wieder mit Christ zusammenzuarbeiten, glücklich. Festina auch. An Christ geht also noch immer kein Weg vorbei.

Die gute Nachricht für den restlichen Uhren-und Schmuckfachhandel aber lautet: Am Juwelier geht kein Weg vorbei. Wenn selbst die vergleichsweise autarke Firma Pandora zu Christ zurückkehrt (was sie sicherlich nicht machen würde, wenn es teurer wäre als eigne Geschäfte zu betreiben), dann spricht das für das traditionelle Konzept des Juweliers. Corona scheint auch den börsennotierten Unternehmen die Erkenntnis gebracht haben, dass mit dem Eigenvertrieb doch nicht alles besser wird. Vielleicht bindet Christ seine Pandora-Kunden besser, so dass die eigenen Stores nichts ausrichten können?

Wer also ist der Gewinner? Es ist der beste Kundenbinder. Qualität gewinnt. Ob Wellendorff oder Swarovski, sie alle besinnen sich derzeit auf ihre besten Kunden. Frei nach dem Pareto-Prinzip, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden, beginnt die Suche nach diesen 80 %-Bringern. Christ ist einer davon. Wie sich diese Sache wohl bei Juwelier Kraemer entwickeln wird?

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