Trotz Geschäftsöffnungen: Der Handel leidet


“Die Kunden sind beim Einkaufen in diesen Tagen eher zurückhaltend unterwegs”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, der Deutschen Presse-Agentur. “Der Einkaufsbummel mit Spontankäufen hat Seltenheitswert.” Eine Messung der Kundenfrequenzen in wichtigen Einkaufsstraßen in München, Hamburg, Köln, Leipzig und Stuttgart ergab denn auch, dass dort weit weniger Menschen unterwegs sind. Am besten schnitt noch Hamburg ab, wo auf der Spitalerstraße zwischen Montag und Donnerstag immerhin wieder 53 Prozent der “normalen” Passantenfrequenz erreicht wurden. 

Für Genth ist die Zurückhaltung der Verbraucher nicht verwunderlich. “Eine Ursache dafür sind sicherlich die Rahmenbedingungen mit Abstands- und Hygieneregeln, die ein entspanntes Shopping-Erlebnis erschweren”, sagte er. Darüber hinaus sparten viele Kunden ihr Geld lieber, weil sie die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage auch mit Blick auf den eigenen Arbeitsplatz verunsichere.

Nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) sieht sich jeder zehnte Einzelhändler in Deutschland von Insolvenz bedroht. Von den Anfang Mai befragten 10.000 Firmen berichteten zudem knapp 40 Prozent davon, ihre Investitionen für das laufende Jahr kürzen zu wollen. Zugleich gab ein knappes Drittel der Händler an, so stark von der Krise betroffen zu sein, dass sie Personal abbauen müssten. 78 Prozent der Einzelhändler rechnen mit einem Umsatzrückgang.

“Dieses Ergebnis ist erschreckend”, sagte Ilja Nothnagel von der DIHK-Hauptgeschäftsführung. Das richtige Rezept wäre ein umfassendes Entlastungspaket für die Unternehmen. Auch HDE-Geschäftsführer Genth betonte: “Der Handel steckt nach wie vor tief in der Krise.” Er bekräftigte seine Forderung nach einem Rettungsfonds mit nicht rückzahlpflichtigen Finanzhilfen für die Unternehmen sowie “Corona-Schecks” für alle Einwohner.

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