VID: Anstieg der Insolvenzen durch Corona

Ob es durch das Corona-Virus zu einer Insolvenzwelle in Deutschland kommt, hänge maßgeblich von der Dauer und Intensität der Epidemie ab, berichtet Christoph Niering, Vorsitzender des Verbands der Insolvenzverwalter Deutschland (VID).


In diesem Jahr rechnet Niering erstmals seit zehn Jahren mit einen leichten Anstieg der Insolvenzzahlen. Diese seien allerdings derzeit niedrig. 2019 ist es in Deutschland zu rund 120.000 Insolvenzen gekommen. Dieser Wert ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen und hat sich im Vergleich zu 2009 sogar halbiert. Niering spricht allerdings von einer Momentaufnahme, weil man noch nicht abschätzten könne, wie stark die Lieferkette betroffen sei.

Diese Skepsis teilt der Kreditversicherer Euler Hermes, der das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) Corona-bedingt um 0,2 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent nach unten korrigiert hatte. Es werde vor allem die Wirtschaftszweige betreffen, die besonders stark vom Welthandel abhängig sind und bei denen eine Unterbrechung der Lieferketten droht. Dazu zählt der Versicherer beispielsweise den Maschinenbau, die Textilbranche, das Transportwesen, Computer- und Elektronikhersteller, Rohstofflieferanten und vor allem Reise- und Touristikanbieter. Euler Hermes rechnet laut „WirtschaftsWoche“, dass die weltweiten Insolvenzen um 7,5 Prozent steigen, insbesondere in Asien und Europa.

Starke Auswirkungen wird der Virus in der Reisebranche haben. „Ob mit oder ohne Corona: Wir stehen vor einer knallharten Konsolidierung in der Branche“, sagt Marija Linnhoff, Vorsitzende des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR). Die im Reisegeschäft erzielbaren Margen deckten für viele Veranstalter und Reisebüros ohnehin kaum die Kosten. Das Virus könne daher nun „wie ein Brandbeschleuniger wirken“, so Linnhoff. Niering vergleicht die aktuelle Situation mit der nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als zunächst Flugbuchungen einbrachen, dann Konferenzen, Tagungen und Reisen. Neben den Airlines hätten dies auch die Hotels zu spüren bekommen. Auch im Messebau, bei den Messebetreibern selbst, sowie bei Konzert- und Eventagenturen dürften rauere Zeiten anbrechen, wenn aufgrund der Ansteckungsgefahr vermehrt Großereignisse abgesagt werden.

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