„Noch dieses Jahr werden die Preise explodieren!“, kündigt Kim-Eva Wempe heute im manager magazin an. Im Einkauf wie im Verkauf. Bei den Kunden dürften die erwartete Preis-, und Wertsteigerung die Kauflust weiter anreizen. Für den Fachhandel heißt es: Jetzt kaufen!
Teuer wird es nicht nur bei Wempe – ihre Prognose gelte „für die gesamte Branche,“ betont Kim-Eva Wempe. Und es betrifft nicht nur Schmuck, sondern auch Uhren, bestätigt Jupp Philipp, Inhaber und CEO von Fortis: „Ich kann nur jedem Kunden empfehlen, ,kauf jetzt´. Es wird nicht billiger“. Eine Empfehlung, die der Fachhandel in Verkaufsgesprächen nicht nur nutzen sollte, um seine Kunden heute zu überzeugen. Sondern auch, um sie darauf vorzubereiten, dass er die Preise weiter erhöhen muss, weil alles teurer wird: Energie, Mieten, Personal – vor allem aber auch die besonderen Materialien, die in Schmuck und Uhren verarbeitet werden. „Die Zulieferer in allen Bereichen, heben die Preise an, weil alle Probleme haben, Material zu bekommen, so Jupp Philipp.
Teuerung wird zum Tagesgeschäft
In den Blickpunkt Juwelier-Specials im letzten Monat hatten die Juweliere sich bereits intensiv mit dem Teuerungs-Thema beschäftigt, das jetzt – über den Kreis wirtschaftsinteressierten Kundinnen und Kunden hinaus – noch an Brisanz gewinnt. Bereits Wochen vor dem Knall-Effekt, den Kim-Eva Wempe heute öffentlichkeitswirksam im manager magazin auslöst, gehörte das Thema zum Tagesgeschäft: „Preissteigerungen passieren fast täglich,“ sagt Rolf-Detlef Willer, Juwelier Willer, Hamburg (ZUM INTERVIEW): „Jedes Stück, das noch zu alten Preisen rausgeht, ist ein Schnäppchen. Das wissen auch meine Kunden.“ Auch wenn alle Ware, die neu geliefert wird, teurer sei, müsse er wenig Überzeugungsarbeit leisten: „Die Kunden stören sich nicht daran. Das Preisgerede von früher ist so gut wie vom Tisch.“ Vor allem im höherpreisigen Segment. Dass „Luxus“ im Moment so gut funktioniere, ist für Roland Kaulfuß, Geschäftsführer der Kraemer Juweliergruppe, Köln, „ein Indiz dafür, dass das Konsumverhalten mit der Inflationsangst zusammenhängt. Wenn die Kunden Angst haben, dass der Euro weniger wert ist, investieren sie in Sachwerte.“ Dabei dürfte man, warnt Roland Kaulfuß, das Einsteiger-Segment nicht vergessen. Gerade in den Anfangspreislagen müssen man darauf achten, „auch in Zukunft noch etwas anbieten zu können“ (ZUM INTERVIEW).
Heute ordern, sichert die Margen von morgen
Wichtig für den Fachhandel ist angesichts weiter steigender Preise, jetzt möglichst früh und – wenn möglich – auch umfangreich zu ordern. Kim-Eva Wempe gibt im manager magazin an, Gold immer ein halbes Jahr vorher einzukaufen und sich einen Großteil der Brillanten bereits 2021 gesichert zu haben. Auch sie räumt aber ein: „Wir dachten, wir wüssten, wie viele Ein- oder Anderthalbkaräter wir pro Jahr verkaufen, doch es wird wahrscheinlich nicht reichen.“
Abgesehen von teilweise drohenden Lieferengpässen: Angesichts steigender Verkaufspreise können Fachhändler, die jetzt noch (etwas) günstiger einkaufen, beim späteren Verkauf mit einer deutlich höheren Marge rechnen. Das Bewusstsein – und zum Teil sogar das Verständnis – der Kunden für steigende Preise ist angesichts der Verteuerungen in allen Lebensbereichen durchaus vorhanden. Und sie investieren in Krisenzeiten bekanntlich auch gerne in bleibende Werte.
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