Mit deutlichen Worten in einem offenen Brief richtet sich “Blickpunkt Juwelier” zusammen mit einer Gruppe von Juwelieren um Jürgen Grün aus Crailsheim an die Bundesregierung. Die Juweliere hatten von ihren Versicherungen eine Absage erhalten – die Betriebsunterbrechungsversicherung greift im aktuellen Corona-Fall nicht.
Aus Sicht der Versicherer ist die Faktenlage klar. Auf Anfrage von „Blickpunkt Juwelier“ sagte Roland Koch, Pressesprecher des für die Juwelierbranche wichtigsten Versicherers, der Mannheimer Versicherungen, dass der aktuelle Corona-Fall nicht Teil der Vertragsgrundlage sei. Einer Betriebsunterbrechung gehe ein Sachschaden voraus. Die Versicherung übernimmt anfallende Kosten in der Zeit der dadurch entstandenen Betriebsunterbrechung. Ein anderer Fall wäre die behördlich angeordnete Betriebsschließung. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich Mitarbeiter infiziert haben, ihre Infektion den Behörden melden, die dann den Betrieb schließen. Im aktuellen Corona-Fall sei dies allerdings nicht der Fall.
Aus Sicht der Juweliere ist dies unverständlich. Wenn der Staat entscheidet, die Geschäfte zu schließen, dann müsste doch die Versicherung eingreifen. Genau für solche Fälle hatten die Händler die Versicherung abgeschlossen und damit vorgesorgt. Nun aber wird die Vorsorge nicht belohnt. Die Juweliere wünschen sich, dass die Versicherer in die Pflicht genommen werden – auch im Sinne des Gemeinwohls, damit mögliche Kosten, die beispielsweise bei Kurzarbeit entstehen, nicht von der Regierung aufgefangen werden müssen.
Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer des Bundesverbands der Juweliere (BVJ), erklärte auf Anfrage, dass er keine Versicherung kenne, die bei einer Pandemie greifen würde. Dieser Fall sei grundsätzlich ausgeklammert. Er geht auch nicht davon aus, dass sich die Versicherungen in diesem Fall solidarisch zeigen. „Entweder es steht schwarz auf weiß im Vertrag oder man hat keine Chance“, so Dünkelmann.
Deswegen wenden sich die Juweliere nun mit einem offenen Brief an die Bundesregierung (hier). Im Vergleich zum Online-Handel sei der stationäre Handel im Nachteil. Hier fordert Grün ein Nachjustieren und „Waffengleichheit“. Warum müsse man ein stationäres Geschäft schließen, den Online-Versand über den Paketboten aber erlauben?
Grün, der nicht nur Juwelier, sondern auch Mitinhaber und Betreiber der Juwelier-Software „Best Wawi“ ist, lässt nun seine Kontakte spielen. In einem Brief an seine Juwelierkollegen beleuchtet er die Hintergründe: „Alle Betriebe, die das Risiko Betriebsunterbrechung (BU) abgeschlossen haben, erhalten aktuell Absagen von ihren Versicherungen. Ich muss ihnen nicht im Einzelnen die Vorteile einer greifenden BU erklären, nur so viel – unsere Lage würde sich dadurch drastisch verbessern. Gleichzeitig entlasten wir dadurch die finanziellen Anstrengungen der Bundesregierung und der Länder. Ziel muss sein, dass eine von Regierungsseite angeordnete Betriebsunterbrechung auch als versicherungsrelevante Betriebsunterbrechung Anerkennung findet.“ Er appelliert: „Helfen Sie uns allen, indem Sie mein Anschreiben an sämtliche relevanten Branchen, deren Mitarbeiter, Kollegen, Lieferanten, Innungen und Verbände verteilen und weiterleiten.“
Den offenen Brief im Wortlaut lesen Sie hier.
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