Im schwierigen Jahr 2020 gab es auf dem Uhrenmarkt nur zwei Gewinner – zwei Smartwatch-Marken: Apple und Garmin.
Beim Start der Apple Watch im April 2015 war zunächst unklar, ob das Konzept ein Erfolg wird. Bei fast 34 Millionen verkauften Exemplaren im Jahr 2020 stellt sich diese Frage wohl nicht mehr. Doch auch Garmin sollte man nicht unterschätzen. Und dieser Anbieter schätzt den Juwelier als Partner.
Denkt man an die Swartwatch, dann zu allererst wohl unweigerlich an die Apple Watch. Allerdings muss man sich fragen, ob man – als stationärer Juwelier – am smarten Kuchen gewinnbringend partizipieren kann. Bei Apple gibt es hier ein klares Nein. Doch zuerst ein Blick auf die rasante Erfolgsgeschichte:
Im April 2015 kam das mit Spannung erwartete erste Exemplar der Apple Watch auf den Markt. 2017, nur zwei Jahre später, war die Apple Watch mit 18 Millionen Exemplaren die meistverkaufte Uhr weltweit. Sogar 2020 hat der Smartwatch-Markt in den ersten sechs Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lt. Counterpoint-Research um rund 20 % zugelegt. Demnach sind alleine in der ersten Jahreshälfte knapp 42 Millionen Smartwatches verkauft worden. Auch im dritten Quartal 2020 sei der Smartwatch-Markt um 6 % gewachsen. Jedoch: Rund die Hälfte des gesamten Marktumsatzes lässt sich auf die AppleWatch zurückführen. Auch dank des Erfolgs der Apple Watch Series 5 hat Apple seinen Anteil am insgesamt wachsenden Smartwatch-Markt in der ersten Jahreshälfte 2020 auf über 50 % ausgebaut. Mit deutlichem Vorsprung vor der Konkurrenz. So schätzen Analysten, dass Samsung im selben Zeitraum 9,1 Millionen Smartwatches verkauft.
Die unterschätzte Größe
Auch im corona-bedingt schaumgebremsten Jahr 2020 mischen Apple und Garmin den Uhrenmarkt auf. Der Luxusmarkt-Report der Bank Vontobel vermeldet, dass die beiden Smartwatchmarken die einzigen Gewinner des letzten Jahres sind. Sie haben mit 12 % (Apple) und 17 % (Garmin) als einzige Anbieter von Uhren ein Umsatzplus. Vontobel schätzt, dass Apple im vergangenen Jahr weltweit Uhren für 9,5 Mrd. Franken verkauft hat. Das wäre fast doppelt so viel wie Rolex (5,2 Mrd. Franken) oder die Swatch Group (4,65 Mrd. Franken). Damit macht Apple nach neuesten Berechnungen so viel Umsatz wie Rolex und die Swatch Group zusammen. Garmin wiederum überholte die Uhrensparte des LVMH-Konzerns und landet auf Platz 5. Damit hat Garmin die beste Umsatzentwicklung aller elf untersuchten Marken/Konzerne hingelegt. Der amerikanische Hersteller mit formellem Sitz in Schaffhausen konnte seine Umsätze von Fitness- und Outdoor-Geräten um 17 % steigern auf 2,2 Mrd. Franken. Ein Grund für dieses Ergebnis könnte sein, dass potenzielle Smartwatch-Käufer online-affiner sind und sich durch einen geschlossenen stationären Handel nicht vom Kauf abhalten ließen. Hinzu kommt, dass durch geschlossene Fitnessstudios der Trend zum Individualsport deutlich zugenommen hat. Eine Smartwatch dient dabei vielen offenbar als eine Art Trainingspartner.
Mittelpreis verliert an Smart
Laut Morgan Stanley werden vor allem die Anfangspreislagen bei den Uhren immer stärker von Smartwatches besetzt. Während im Corona-Jahr 2020 gerade einmal 13,8 Millionen Schweizer Uhren exportiert wurden (6,9 Millionen Exemplare weniger als 2019/-33.3%), schätzt man den Absatz an Smartwatches für diesen Zeitraum auf rund 75 Millionen. Ein interessanter Vergleich der Größenordnung und Beweis dafür, dass das Thema endgültig beim Konsumenten angekommen ist. Am meisten vom smarten Boom betroffen sind die Schweizer Uhren in der Preisklasse 200 bis 500 und unter 200 SFR EK, hier gingen die Schweizer Uhrenexporte im Jahr 2020 um rund ein Drittel zurück. Als Grund für den Erfolg von Smartwatches sehen die Analysten den steigenden Wunsch der Nutzer, gesünder zu leben, also ihre Körperfunktionen zu beobachten.
Wo bleibt der Fachhandel?
Dass gerade die Mittelpreislage von sinkendem Schweizer Uhrenumsatz und von steigendem Smartwatch-Erfolg betroffen ist, spürt auch der Juwelier. Allein, am Apple-Boom kann er nicht profitieren. Jedoch bei Garmin. Denn der Outdoor- und Fitness-Spezialist setzt im Bereich seiner Highclass-Smartwatches sehr wohl auf den Juwelier als kompetenten Vertriebspartner. Das nutzen immer mehr Juweliere – so konnte Garmin 2020 wichtige Geschäftspartner wie Juwelier Rüschenbeck, Bucherer und Juwelier Leicht für seine Smartwatches gewinnen. „Das Interesse an unseren hochwertigen Wearables wächst stetig“, freut sich Garmin Key Account Manager Simon Schön.
Bei TAG Heuer macht der smarte Anteil rund 5 % aus, mehr als 100.000 Exemplare wurden in den vergangenen fünf Jahren verkauft. Frederique Constant und die Schwesternmarke Alpina (Citizen Group) zählten zu den ersten Swiss Made-Smartwatches. Die FC Smartwatch Vitality für Ladies und Gents ist die perfekte Symbiose einer klassischen zeitlosen Uhr mit smarten Features – und damit das perfekte Produkt für den Juwelier. Lange erwartet wurde die Tissot T-Touch Connect Solar, die schlussendlich letzten Herbst auf den Markt kam. Damals sagte der neue Tissot CEO Sylvain Dolla: „Wir wollen kein Consumer Electronic Brand werden. Unsere T-Touch Connect ist eine feine Uhr und kein Elektrogerät mit einer Lebensdauer von zwei Jahren.“