Auch Nobelkaufhäuser gefährdet – Jelmoli in Zürich schließt

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Auch das Luxus-Kaufhaus ist nicht krisensicher, wie die angekündigte Schließung von Jelmoli in Zürich zeigt ©Jelmoli

Wenn Kaufhäuser sterben, trifft es die Schmuck- und Uhrenbranche in zweierlei Hinsicht: Einerseits verlieren die Hersteller einen wichtigen Absatzkanal. Andererseits verlieren die Innenstädte an Attraktivität, was den Fachhandel vor Ort trifft.



Das Thema Galeria Karstadt Kaufhof ist hierzulande eine Never-Ending-Story – mit immer weniger Aussicht auf ein Happy End. Bisher galten in Deutschland zumindest die Nobelkaufhäuser wie das KaDeWe als sichere Fortführung des Konzepts „Kaufhaus” – doch auch dies offenbar ein Konzept ohne Gewähr. Das lässt zumindest der Blick in die Schweiz vermuten: Denn jetzt hat in Zürich die Immobilienfirma SPS angekündigt, das erste Haus am Platz, Jelmoli, Ende 2024 zu schließen.

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Breitling Boutique im Jelmoli in Zürich ©Breitling

Jelmoli – andere Schmuck- und Uhrenkonstellation als bei Galeria

Während weitere Galeria-Schließungen in Deutschland zuerst die Marken und Hersteller betreffen, für die die großen Uhren- und Schmuckabteilungen ein wichtiger Absatzkanal sind, ist die Lage in Zürich etwas anders. Hier ist Breitling mit einer Boutique fester Mieter im Jelmoli. Vor allem aber werden Umbau und Schließung die CHRIST-Filiale im Haus betreffen und damit indirekt die Marken, wie bei Galeria direkt vertrieben werden. CHRIST Uhren & Schmuck in der Schweiz ist ein Unternehmen der Coop Genossenschaft (gehört also nicht zur CHRIST GROUP). Daneben sind bei Jelmoli auch die Brands Natkina und Glambou sowie Swatch und Hublot vertreten. Hinzu kommen diverse Fashion Brands, die natürlich auch ihre Accessoire- und Schmuck-Linien führen.

Ka-De-We-Expansion: Der Glaube ans Luxuskaufhaus bleibt

Das Aus für Jelmoli ändert (noch) nichts daran, dass die Zukunft des Kaufhauses weiterhin im Luxus-Bereich gesehen wird. Das Projekt KaDeWe in Düsseldorf soll sich zwar um ein Jahr verzögern, aber Ende 2024 seine Tore öffnen – in etwa zeitgleich wie das neue Haus der KaDeWe-Gruppe an der Mariahilfer Straße in Wien (dort unter dem Namen Lamarr, nach der US-Schauspielerin und Stilikone Hedi Lamarr).

Was für einige Galeria-Standorte als Rettungsanker gilt – die Aufwertung – hat bei Jelmoli nicht gereicht. Dabei hatte sich das gehobene Haus mit edlem Gastro-Konzept, seinen Luxusmarken (zum Beispiel der Breitling-Boutique) und seinem Multi-Channel-Handel längst in eine Richtung entwickelt, in die sich einige der wenigen verbleibenden Galeria Karstadt Kaufhof-Filialen erst noch entwickeln sollen.


Wie geht es weiter mit den Innenstädten?

Bei Galeria Karstadt Kaufhof hüllt man sich, was die Anzahl der künftigen Standorte angeht angesichts der Verhandlungen mit Vermietern noch in Schweigen (MEHR). Fest steht: Seit der Fusion des Warenhauskonzerns 2019 wurden fast 50 Filialen geschlossen, von den knapp 130 verbliebenen Filialen könnten deutlich mehr als die Hälfte zur Disposition stehen. Wo bereits Filiale schlossen, hat das Folgen für das Umfeld. Denn auch wenn das klassische Kaufhaus mehr Auslaufmodell als Publikumsmagnet ist: Ohne Nachfolgenutzung und intelligente Konzepte für die Belebung der Innenstädte verliert der Handel (und damit auch die Juweliere) dort an Frequenz. Diskutiert wird in vielen Städten, das Wohnen in den Zentren mitsamt dem nötigen Umfeld (von Kitas bis Lebensmitteleinzelhandel) zu fördern.

Von Jelmoli in Zürich soll ein Rest Retail-Fläche bleiben (der Foodbereich und der gehobene Handel in den unteren Etagen). In den oberen Stockwerken sollen durch einen Umbau, der über 100 Millionen Franken verschlingen wird, Büroräume und eine Klinik entstehen.

Nicht nur für die Zürcher Bahnhofsstraße sondern überall in Deutschland werden innovative Zukunftskonzepte gesucht. Immer wieder genannt werden neben der Mischnutzung von Wohnen und Gewerbe eher kleine Lösungsansätze: Pop-up-Stores, innovative Gastronomie- und Event-Angebote sowie die Rückkehr von Handwerksbetrieben. All dies soll Leerstände (meist unweit der 1A-Lagen) vermeiden helfen. In Zürich hat mit der Bäckerei John Baker bereits ein traditionelles Gewerbe die Rückkehr in die Bahnhofsstraße geschafft. Aber offenbar nur, weil, so Medienberichte die Immobilien-eigentümerin einen reduzierten Mietpreis dafür ansetzte.

Bis zu einer zukunftsfähigen Gesamtlösung für die Nachfolge der Kaufhäuser und die Förderung der Attraktivität der Innenstädte ist es noch ein weiter Weg.

 

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