Christian Sieg: “Für Parmigiani Fleurier ist der Fachhandel lebenswichtig!”

„Ich kann nur raten, schon jetzt in einen Plan „B“ zu investieren und sich um unabhängige Player der Branche in den Preissegmenten, die man anbieten möchte, zu bemühen.“ CHRISTIAN SIEG Parmigiani Fleurier

„Ich kann nur raten, schon jetzt in einen Plan „B“ zu investieren und sich um unabhängige Player der Branche in den Preissegmenten, die man anbieten möchte, zu bemühen.“ CHRISTIAN SIEG Parmigiani Fleurier

Christian Sieg ist seit 2020 Geschäftsführer der Schweizer Luxusuhrenmarke Parmigiani Fleurier Deutschland. Er sieht den Fachhandel als “Werte-Vermittler” und bevorzugten Vertriebskanal. 



BLICKPUNKT JUWELIER: Herr Sieg, wie wichtig ist für die Marke PARMIGIANI FLEURIER der Fachhandel?

CHRISTIAN SIEG: Lebenswichtig – denn er ist unserer einziger und von uns absolut bevorzugter Vertriebskanal.

BJ: Wie würden Sie den Begriff „Fachhandelsmarke“ im Jahr 2021 definieren?

SIEG: Wie es der Name widerspiegelt: Es handelt sich um eine Marke, die im Fachhandel erhältlich ist und sich diesem verschrieben hat.

BJ: Steht bei Ihnen auch künftig  der Vertrieb über den Fachhandel im Vordergrund?

SIEG: Auf jeden Fall, ist dieser doch als “Werte-Vermittler” eine gelungene Mischung aus Verstärker und Katalysator der Informationen seines Lieferanten, die er seinem Kunden mundgerecht aufbereitet und das Geschäft zur Freude beider Seiten zum Abschluss bringt.

BJ: Wie sehen Sie das Thema Monobrand-Stores, das immer mehr Marken nutzen?

SIEG: Die Marken haben sicherlich eine Strategie, wenn sie immer mehr ihre eigenen (oder auch in Partnerschaft mit Fachhändlern) Geschäfte eröffnen – die kennt nur keiner so genau. Das mögliche Ziel – nämlich die Wertschöpfungskette herstellerseitig zukünftig zu 100% ausschließlich für sich selbst nutzen zu können, ist meiner Meinung nach hier Motor dieses stark zunehmenden Vorgehens. Wenn ich Fachhändler wäre, der über viele Jahre das positive Image der plötzlichen Mitbewerber aufgebaut (ja, und auch Geld damit verdient) hat, und nun, zum Beispiel bei “exklusiven Boutique-Modellen“, nicht beliefert wird, würde mir das Messer in der Tasche aufgehen, wie man so schön sagt! Da ist man jahrelang Steigbügelhalter für den Erfolg von Konzernen, die sich „bedanken“, indem sie den Fachhandel ausbooten. Na Bravo!

Ich habe durch meine langjährige Tätigkeit in der Branche ein dezidiertes Bild vom Fachhandel und kann nur raten, schon jetzt in einen Plan „B“ zu investieren und sich um unabhängige Player der Branche in den Preissegmenten, die man anbieten möchte, zu bemühen. Konzerne nehmen auch wenig Rücksicht auf den Detaillisten, da kann der Juwelier ruhig zeigen, wessen Name auf dem Ladenschild an der Tür steht! Große, inhabergeführte Juweliere haben bereits gezeigt, dass es auch ohne (ja zuerst ist es ein Schock) große Gruppen geht und in alternative Marken/Sortimente investiert.

BJ: Wie sehr haben sich die Absatzkanäle bei Ihnen in den letzten 3 Jahren verändert? Wie hoch ist Ihr Online-Anteil? Wie genau profitieren Ihre Konzessionäre davon?

SIEG: Wir haben erfreulicherweise eine Zunahme an inhabergeführten Fachgeschäften zu verzeichnen und haben keinen eigenen Online-Handel. Aber bei unseren Händlern, die omnichannel-seitig aufgestellt sind, werden sogar 5-stellig werthaltige Produkte unserer Marke über deren Online-Kanäle verkauft.

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BJ: Wie haben sich die Anforderungen an den Juwelier und seine Mitarbeiter im Allgemeinen bei PARMIGIANI FLEURIER im Speziellen in den vergangenen Jahren verändert?

SIEG: Sowohl unsere Kunden wie auch wir spielen – salopp formuliert – in der Oberliga des Fachhandels und da haben sich die Anforderungen an eine gute Ausbildung (Level des Know-How), stetige Wissenspflege und Top-Warenpräsentation nicht geändert.

Die Juweliere haben heute sogar noch mehr die einmalige Chance, sich als Kompetenz-Zentrum für die kaufentscheidende Meinungsbildung beim Endverbraucher zu positionieren und ihren Kunden immer ein wenig über den Tellerrand eines Mono-Brand-Stores hinaus „seinen“ wirklichen Wunsch zu erfüllen. Das bedarf vielleicht teilweise einer gedanklichen Neuausrichtung, aber hey: “Handel ist Wandel“ und nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen!

BJ: Welche Kriterien muss ein Juwelier heute erfüllen, um morgen noch im Uhrensegment erfolgreich sein zu können?

SIEG: Er sollte ein auf seine Kundschaft abgestimmtes, bedarfsgerechtes Sortiment führen – gerne auch abseits des Mainstreams – und neugierig bleiben für Neues, Besonderes und Hochwertiges. Denn das erwartet der Kunde, wenn er ein Fachgeschäft betritt. Schließlich hat sich „ihr/sein“ Juwelier Gedanken zu seinem Sortiment gemacht und steht hinter dem, was in der Auslage zu bestaunen ist. Nun geht’s nur noch darum, den Kunden freudig mit den Worten „darf ich eine Schleife darum machen“ zur Kasse zu begleiten und durch weitere kundenbindende Maßnahmen vom Vorzug dieses Handelskanals erneut zu überzeugen. Wir sind froh und stolz mit solchen Partnern zusammenzuarbeiten!


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