Deloitte Studie: Pre-Owned in der Schweizer Uhrenindustrie

Auktionshäuser sehen sich im Bereich der Pre-Owned Uhren einer enormen Nchfrage gegnüber und erzielen Rekordumsätze. ©Shutterstock/sutsaiy

Wie tickt’s in der Schweizer Uhrenindustrie?”, diese Frage stellte sich der Blickpunkt Juwelier anlässlich der von Deloitte veröffentlichten Studie zu ebendieser. Damals im Fokus: Die Zahlen. Heute geht es um den großen Bereich Pre-Owned, der mittlerweile im Uhrenbusiness angekommen ist. An- und Gekommen, um zu bleiben?



Im ersten Teil zur Lage der Schweizer Uhrenindustrie (hier geht’s zum Bericht), beleuchtet durch eine umfassende Studie von Deloitte Research, wurde deutlich, dass es trotz weltweiter Krisen immer noch gut bestellt ist um das Uhrenbusiness und die Schweizer Exportzahlen steigend sind. In Sachen Ausblick waren sich die Führungskräfte der Schweizer Uhrenindustrie uneinig – die einen (49 Prozent) sehr optimistisch, die anderen (25 Prozent) sehen ein (sehr) negatives Jahr auf die Branche zukommen.

Wie sieht der wirtschaftliche Ausblick für die nächsten zwölf Monate aus? Für die Gesamtökonomie des Landes besser, als für die Uhrenindustrie. © Swiss Watch Industry Study 2023

Pre-Owned als eigenes Business erkannt – und untersucht

Doch die Studie beschäftigt sich nicht nur mit solchen Themen, sondern setzt auch gezielt den Fokus auf gewisse Bereiche, die in den vergangenen Jahren herausstechen – und durchaus einen zweiten Blick wert sind. Solch ein Thema ist beispielsweise der Pre-Owned-Markt.

In der Studie von 2022 erwartete Deloitte einen Wachstum auf 35 Milliarden CHF bis 2030 für den Pre-Owned-Markt, was mehr als der Hälfte des Primärmarktes entspricht. Doch das vergangene Jahr zeigte, dass sich der Markt durchaus Schwankungen auszusetzen hatte – absolute Sternstunden gab es während der Pandemie. Das wirkte sich auch auf die Preise aus, die regelrecht durch die Decke geschossen sind. Nun haben sich diese Spitzen wieder normalisiert – durch Inflation, Konjunkturschwächen in vielen Ländern und aufgrund des gestiegenen Angebots. Der Subdial50, ein Index, der die Preise der fünfzig meistgehandelten Uhren nach Wert zusammenstellt, und WatchCharts, eine Plattform, die 60 Uhren der Top Ten Luxus-Uhrenmarken untersucht, geben an, dass im vergangenen Jahr die Uhren auf dem Sekundärmarkt rund 15 Prozent an Wert verloren haben. Das haben sowohl Käuferinnen und Käufer als auch sogenannte „Flipper“ bemerkt. Während der Pandemie konnten Pre-Owned Marktplätze kaum mit der Nachfrage mithalten – erhöhte Nachfrage ergibt höhere Preise.


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Positiver Einfluss auf Marken-Wahrnehmung durch Pre-Owned

In der Deloitte-Studie kam heraus, dass rund 71 Prozent der Befragten den Pre-Owned Markt als positive Beeinflussung auf die Marken-Wahrnehmung und deren Wert einschätzen. Außerdem sehen 63 Prozent den Sekundärmarkt als willkommene Quelle für Sichtbarkeit und Bekanntheit für die Uhrenindustrie und 64 Prozent sehen darin die Möglichkeit, neuen Kunden das Erleben einer Marke zugänglich zu machen.

Beispiele für Pre-Owned gibt es von mehreren Marken. So in etwas von Rolex, die 2022 ihr Certified Pre-Owned Programm bei Bucherer (wir berichteten) in Österreich, Dänemark, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien gelauncht hatten. Expansionen in andere Länder (inklusive der USA) sind geplant. Watches of Switzerland launchte ebenfalls ein CPO-Programm in den USA und UK, und auch bei Longines gab es 2021 für CPO den „Collector’s Corner“ – ein Programm für die Vintage Zeitmesser der Marke.

Wie überwacht die Industrie den Wert ihrer Pre-Owned Uhren? Interessanterweise gab es im Jahr 2022 ein höheres Interesse, als 2023. Vielleicht liegts an der hohen Nachfrage, die in Panedmie-Zeiten herrschte. © Deloitte Swiss Watch Industry Study 2023

Damit zeigt Deloitte, dass Pre-Owned Uhren in der Branche angekommen sind – und durchaus auch, um zu bleiben. Denn der Vergleich zu 2022 zeigt, dass sich mehr und mehr Menschen für den Sekundärmarkt interessieren – und dieser auch immer größere Bedeutung für die Uhrenindustrie gewinnt. Das zeigen sowohl Bestrebungen von Rolex (CPO bei Bucherer) als auch anderer Marken, die den Wert (monetär und ideel) ihres Vintage-Marktes zu schätzen wissen. Pre-Owned ist demnach der Studie zufolge auf jeden Fall ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben.

Die Gründe für den Kauf einer Pre-Owned Uhr sind vielfältig. Die zwei wichtigsten sind der Preis und der Wunsch nach einem speziellen Modell. © Deloitte Swiss Watch Industry Study 2023
Die Bereitschaft, eine Pre-Owned Uhr zu kaufen, stieg von 2022 auf 2023 um 7 Prozent an. Wie viel Geld für die Pre-Owned Uhr dabei ausgegeben werden soll, ist unterschiedlich. 19 Prozent geben an, ab 5.000 CHF ausgeben zu wollen, für 57 Prozent ist es der Bereich zwischen 500 und 5.000 CHF. © Deloitte Swiss Watch Industry Study 2023
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