In Indien wartet das nächste große Business für die Schweizer Uhrenindustrie – so sagt es die Deloitte Studie von 2023. © Shutterstock Hyotographics
In Teil 1 und 2 unserer Deloitte Studien-Serie haben wir bereits Zahlen und Fakten erläutert sowie einen Ausblick gegeben (Teil 1 hier lesen) und das Thema Pre-Owned im Uhrenbusiness beleuchtet (Teil 2 hier lesen). Heute geht es um den nächsten großen Exportmarkt, wenn man den Ergebnissen der Studie glaubt. Denn in Indien soll das Big Business demnächst stattfinden.
Wohin geht die Reise für die Schweizer Uhrenindustrie? Welche Länder gilt es noch, zu bearbeiten? Wo kann das Business gemacht werden? Wenn man der Deloitte Studie zur Schweizer Uhrenindustrie glaubt, ist das nächste große Ding der Markt in Indien. Sowohl, weil einerseits in Indien nur sechs Prozent aller befragten Konsumenten angaben, keine Uhr zu tragen – alle anderen tragen traditionelle Uhren (Mechanik & Quarz) und/oder Smartwatches. Das heißt schonmal: gute Voraussetzungen!
Von Januar bis August 2023 stieg der Wert der exportierten Schweizer Uhren nach Indien um 18,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an – und nahezu 60 Prozent im Vergleich zu den ersten acht Monaten 2021. Mit 133,7 Millionen CHF zeigt Indien, dass es als Markt durchaus interessant ist – und noch interessanter werden könnte.
Beim Aufstieg als Wirtschaftsmacht spielen freilich mehrere Faktoren eine Rolle – wie beispielsweise eine größer werdende Mittelklasse. Für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Indiens wird erwartet, sich bis 2030 mehr als zu verdoppeln. So soll das BIP Ende des Jahrzehnts 4,5 Billionen US-Dollar betragen. Und stellt damit einen starken Markt dar – zumal auch der Großteil der Bevölkerung bzw. die wichtigste Verbrauchergruppe zwischen 18 und 55 Jahren alt ist.
Schweizer Uhrenindustrie hat lange Geschichte mit Indien
Dass Indien als Exportmarkt durchaus nicht neu für die Schweizer Uhrenindustrie ist, zeigt die Tatsache, dass beispielsweise Favre-Leuba bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in den indischen Markt eingetreten is. Alle großen Schweizer Uhrenmarken in allen Preiskategorien, sind am Subkontinent mit einem guten Händlernetz vertreten. Es zeigt sich, dass indische Konsumenten tech-affiner sind, als hierzulande. So geben beispielsweise 48 Prozent der Befragten an, Interesse an einer NFT-Version einer Uhr zu haben. Es handelt sich dabei um digitale Design-Dateien, die über kryptographische Algorithmen gesichert werden, ähnlich wie digitale Währungen (z.B. Bitcoins). Einige Uhrenfirmen gehen bei der Erstellung von NFTs bereits so weit, dass sie mit den NFTs ein Abendessen mit dem CEO mitverkaufen (z.B. bei Jacob & Co). Es gibt viel Für und Wider in Sachen NFTs – denn einerseits kann es sich um lohnende Investments handeln, andererseits ist der Markt für Betrug und Fälschung groß. Doch die technikbegeisterten Inder scheinen diesen Trend mitmachen zu wollen.
Doch nicht nur diese „neuen” Themen beschäftigen die indischen Konsumenten, auch Pre-Owned ist durchaus ein Big Player in Indien. So geben 55 Prozent an, in den nächsten zwölf Monaten (sehr) wahrscheinlich eine Pre-Owned Luxusuhr kaufen zu wollen. Auch dieser Trend ist also am Subkontinent angekommen und scheint ein großer Markt zu sein.
Indien als Wirtschaftsmacht
Die Wichtigkeit Indiens für die Schweizer Uhrenindustrie – jetzt und in Zukunft – ist offensichtlich. Laut Studien soll Indien bis 2027 die drittgrößte Wirtschaftsmacht weltweit werden. Aber der Subkontinent ist nicht nur wegen der Menge an Konsumenten interessant, sondern vor allem wegen deren Potenzial und dem Willen, Geld für Uhren auszugeben. Deloitte erwartet, dass die Exportzahlen der Schweizer Uhrenindustrie in Indien bis 2028 ein Volumen von über 400 Millionen CHF haben werden. Und Indien somit in den nächsten zehn Jahren in die Top 10 für den Schweizer Exportmarkt aufsteigen wird.
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