Einzelhandel bietet erstmals tarifliches Basisgeld

In den Tarifverhandlungen zum Einzelhandel haben die Arbeitgeber ein historisches Angebot vorgelegt. © vchal/ Shutterstock.com

Am 17. Mai gingen die Tarifverhandlungen mit dem Einzelhandel in Baden-Württemberg in die zweite Runde – diesmal mit einem deutlich höheren Angebot seitens der Arbeitgeber. Kommt die Entlastung?



Die Tarifverhandlungen im Einzelhandel gehen weiter – mit einer positiven Bilanz. Steven Haarke, Tarifgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE) erklärt: „Die Arbeitgeber sind sich einig, dass sie den Beschäftigten jetzt schnellstmöglich eine effektive Entlastung bei den Kosten zukommen lassen wollen.“

Das erste Angebot der Arbeitgeber im April lautete: Tabellenwirksame Erhöhung von insgesamt 5 Prozent über einen Zeitraum von zwei Jahren, plus steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro, jeweils in zwei Schritten.

Die Tarifverhandlungen für den Einzelhandel in Baden-Württemberg laufen. © nitpicker/Shutterstock.com

Basisgehalt: 13 Euro brutto

In der zweiten Runde wurde das Angebot erweitert: Tabellenwirksame Erhöhung von insgesamt 7,5 Prozent in drei Schritten, über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die dritte Anhebungsstufe gab es im ersten Angebotsvorschlag noch nicht. Zum ersten Mal wird Arbeitgebern auch ein tarifliches Basisgeld angeboten: 13 Euro brutto pro Arbeitsstunde wären damit garantiert – sofern die Beschäftigten in den Geltungsbereich des Flächentarifvertrags fallen.

Auch die Inflationsausgleichprämie in Höhe von 1.000 Euro aus dem ersten Angebotsvorschlag ist noch im Gespräch.

Im Angebot enthalten ist auch eine sogenannte Sprinterklausel. Sie sorgt dafür, dass die erste Anhebungsstufe bereits im ersten Monat des Tarifabschlusses greifen würde. Steven Haarke kommentiert: „Das bietet aktuell wegen der schwierigen Lage kaum eine andere Branche an.“

Einkaufsstraße in Karlsruhe. © Caro.Mchl/ Shutterstock.com

Angebot „maximal herausfordernd“

 Der Tarifgeschäftsführer Haarke betont, dass den Akteuren auf der Arbeitgeberseite bewusst sei, dass das Angebot für viele Unternehmen in der Branche maximal herausfordernd sei, schreibt der HDE. Haarke fordert daher ein Entgegenkommen der Gewerkschaft.

„Wir wünschen uns, dass sie sich von ihrer unrealistischen Forderung schnell verabschiedet und uns mit dem ernsthaften Willen zum Abschluss entgegenkommt. Ein rituelles Festhalten an der Forderung erschiene als ideologisches Spielchen und taktisches Geplänkel, das den Beschäftigten im Einzelhandel hoffentlich erspart bleibt. Ein schneller und wirksamer Tarifabschluss ist jetzt möglich und kann zügig zu einer finanziellen Entlastung der Belegschaften führen.“

Laut Steven Haare ist der Einzelhandel nicht mit dem Öffentlichen Dienst vergleichbar.

© FooTToo/Shutterstock.com

Angebot „sozialpolitischer Meilenstein“

Aus Sicht der Arbeitgeber sei das angebotene Basisgehalt ein sozialpolitischer Meilenstein, so der HDE weiter. „Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Lage für viele Handelsunternehmen setzen die Arbeitgeber bei diesem weitgehenden Angebot zusätzlich auf eine Notfallklausel, damit finanziell angeschlagene Unternehmen in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen auch abweichende Regelungen treffen können. Die Zeiten sind vielerorts schlecht für die Branche, es werden in diesem Jahr wohl 9.000 Geschäfte schließen müssen“, so Haarke.

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