BVJ-Chef Joachim Dünkelmann sieht vor allem bei den Überbrückungshilfen nun bessere Chancen für Juweliere.
Positives Signal der Regierung: Die Antragsfrist für die Dezemberhilfe wurde bis Ende April verlängert. Auch die Hürden könnten gesenkt werden, vermutet Joachim Dünkelmann vom Bundesverband der Juweliere.
Wie Dünkelmann im Gespräch mit „Blickpunkt Juwelier“ sagte, gebe es positive Signale. „Wer Schwarz sehen will, der schaut sich die Umsätze im Januar an. Der Januar war ein Totalausfall. Auch die Verkäufe in den online-Bereichen liefen mehr als schleppend. Aber wir sehen auch positive Signale. Zwei Punkte gefallen uns“, sagte der Geschäftsführer des Handelsverband Juweliere (BVJ). Zum einen deuten Signale aus Berlin darauf hin, dass das Bundeswirtschaftsministerium und das Finanzministerium wohl die Corona-Hilfen nicht nur erhöhen, sondern auch die Zugangsvoraussetzungen vereinfachen werden. Zwar müsse man die Ausgestaltung der Überbrückungshilfen noch abwarten, doch Dünkelmann ist sich sicher, dass mehr Hilfe im Handel ankommt. Was „mehr“ bedeutet, dies kann Dünkelmann bereits definieren. „Das Fördervolumen im gesamten Jahr 2020, also für zwei Lockdowns, betrug gerade einmal 90 Millionen Euro. Diese Summe ist im Einzelhandel angekommen. Der Umsatzverlust dagegen wird allein im Non-Food-Bereich auf 36 Milliarden Euro geschätzt“, so Dünkelmann. Dieses Verhältnis werde wohl etwas ausgeglichener werden. Dazu beigetragen hätten auch Verbände, die bereits bei der Überbrückungshilfe II kritische Argumente an Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten gerichtet hatten. Offenbar seien diese Stimmen in Berlin gehört worden. Auch in Reihen der Juweliere hatte es starke Kritik an den bisherigen Bedingungen zur Überbrückungshilfe III gegeben. Dünkelmann geht davon aus, dass die aktuell diskutierten neuen Bedingungen der Corona-Hilfen dazu führen werden, dass die Dezemberhilfen nachträglich stärker fließen. Für diese optimistische Einschätzung spricht, dass die Antragsfristen für die Dezemberhilfen nun nicht mehr Ende Januar auslaufen, sondern bis Ende April verlängert wurden. Die Fristen der Novemberhilfe, die nicht von Juwelieren beantragt werden können, wurde bis Ende März verlängert.
Dezemberhilfe leichter zu beantragen?
Juwelier Jürgen Grün, der bereits angekündigt hat, die zu erwartende Ablehnung der Dezemberhilfe einzuklagen, appelliert nochmals, die Dezemberhilfen zu beantragen. „Mich freut natürlich, wenn sich viele Kollegen positiv dazu äußern, dass ich mich quer stelle und vor Gericht ziehe. Aber Applaus allein ändert nichts. Jeder einzelne Juwelier muss die Dezemberhilfe für sich selbst beantragen, sonst hat er später keine Handhabe. Es wird keine Pauschallösung geben, sagt mir mein Anwalt. Ohne Antrag wird es keinen Anspruch geben.“
Das zweite positive Signal, das Dünkelmann derzeit in Berlin wahrnimmt, betrifft die Planbarkeit für das Ende des Lockdowns. In Berlin wird eine Expertengruppe eingerichtet, die sich mit dem Exit-Szenario aus dem Lockdown beschäftigt. „Es muss klar sein, wann was wie erlaubt ist, sobald der Lockdown aufhört“, so Dünkelmann. Der Handel könne nicht einfach so hochfahren. Bisher seien Beginn und Ende der Lockdowns immer ad-hoc entschieden worden. Auf Kosten der Betroffenen. Nun soll es durch die Expertengruppe Planungssicherheit geben für den erste Tag und die erste Zeit nach dem Lockdown.
“Der Einzelhandel ist eben kein besonders starker Infektionsherd”
„Mir scheint“, so Dünkelmann abschießend, „unsere Bedenken und Ideen wurden in Berlin gehört. Das Grundsystem können wir nicht beeinflussen. Aber zumindest bin ich mir sicher, dass man in Berlin mittlerweile weiß, dass der Einzelhandel eben kein besonders starker Infektionsherd ist, sondern sich sehr gut auf die Infektionsgefahr einstellen kann.“ Er zeigt sich optimistisch, dass es im Handel nach dem nun festgelegten Lockdown-Ende am 15.2. wieder zu Lockerungen kommen wird.
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