Mit erklärungsbedürftigen Uhren hat der Juwelier eine Chance. Für Uhren von der Stange braucht es den Experten nicht.

Drei Millionen Dollar. Dafür erhielt man vor drei Jahren eine Uhr. Keine Rarität, von einem Star getragen. Nein, eine neue Uhr von einer relativ unbekannten Uhrenmanufaktur. Es handelt sich um die Aeternitas Mega 4 von Franck Muller. Und es ist die komplizierteste Uhr. Der Manufaktur gelang es, mit 1.483 Teilen 36 Komplikationen einzubauen. Das auffälligste ist das fliegende 1-Minuten-Tourbillon. Ewiger Kalender, Schaltjahresanzeiger, Chronograf mit Sekundenbruchteilen, Grand und Petite Sonnerie …

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Nutzer anfangs überfordert ist, sich bei der Uhr nicht auskennt. Und auf jeden Fall eine genaue Einweisung benötigt, um diese Uhr halbwegs ausnützen zu können. Für jeden Juwelier, der so eine Uhr verkaufen kann, ein wahrer Glücksgriff. Oder können Sie sich vorstellen, dass ein Interessent dieses Stück Online bestellt?

Kompetenz im Alltag

Allerdings haben die wenigsten Juweliere die Chance, derartige Uhren anzubieten. Egal, ob die Manufakturen jetzt Franck Muller oder Richard Mille heißen. Aber es braucht nicht unbedingt diese Luxusuhren, um sein Fachwissen unter Beweis zu stellen.

Das Thema Beratung beginnt bereits bei Fachhandelskollektionen von herkömmlichen Uhren oder Smartwatches. Das beginnt bei mechanischen Uhren, die entsprechend behandelt und eingestellt werden müssen, um das Kaliber nicht zu beschädigen. Dabei muss es sich nicht um eine extrem kostspielige Uhr handeln. Es reicht, wenn die Uhren dieser Marke aus dem Rahmen fallen, außergewöhnlich sind.

Kompliziert ist perfekt

Frank-Michael Müller von Responsio, bekanntermaßen ein Kenner der Branche, merkte einmal an: „MeisterSinger ist herrlich erklärungsbedürftig.” Denn die Einzeigeruhr muss dem Kunden genau vorgeführt, das Konzept dahinter erläutert werden.

Oder wer eine Connected Watch einer Luxusmarke anbieten will, muss diese und deren Vorteile auch erklären können. Und dem Kunden helfen, die entsprechende App am Smartphone zu installieren. Eine Garmin oder Withings aus der Fachhandelskollektion kann ebenfalls nicht einfach über den Ladentisch gereicht werden. Insofern sollte man bemüht sein, jeden Tag seine Kompetenz aufs Neue unter Beweis zu stellen.