Branche im Umbruch: Uhren werden zur Nebensache (Teil 1)

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Der Trend bei den Luxusuhren geht eindeutig weiter dahin, sich auf weniger Juwelier-Partner in Metropolen und mehr Mono-Brand-Stores zu konzentrieren.

Höchste Zeit, zu handeln. Große Uhrenmarken reduzieren ihr Fachhandelsnetz und setzen zunehmend auf Mono-Brand-Stores und ausgewählte Großstädte. Jetzt ziehen auch die Marken der zweiten Reihe wie Chopard und Fortis nach. Die Zukunft des Juweliers liegt eindeutig im Schmuck, vor allem im hochwertigen.



Der Fachhandel muss sich heute entweder mit immer anspruchsvolleren Forderungen von Topmarken auseinandersetzen. Oder er muss es nicht mehr, weil er die Marken verliert, respektive bereits verloren hat. Zahlreiche Marken von Audemars Piguet über Breitling, IWC, Jaeger-LeCoultre, bis Patek Philippe, Panerai, und TAG Heuer – haben ihr Vertriebsnetz umstrukturiert und vor allem die Zahl der Fachhandelspartner reduziert.

Daraus haben eine Reihe von Juwelieren bereits ihre Konsequenzen gezogen. Juwelier Knappe in Mühldorf am Inn kann als einer der Vorreiter gelten, betreibt sein Geschäft nach dem Umbau seit 2021 komplett ohne Uhren. Andere konnten den Verlust renommierter Marken durch andere Uhrenmarken kompensieren. Vor allem aber setzt der Fachhandel auf den Trend zum Hochwertigen – zum Premium-Schmuck – um die Dominanz der Uhrenmarken und die Abhängigkeit von ihnen zu brechen.

Der Trend bei den Luxusuhren geht unterdessen eindeutig weiter dahin, sich auf weniger Juwelier-Partner in Metropolen und mehr Mono-Brand-Stores zu konzentrieren. Breitling hat weltweit in anderthalb Jahren die Zahl seiner Mono-Brand-Boutiquen auf 194 verdoppelt (Stand Herbst 2022). TAG Heuer hat im selben Zeitraum im Schnitt ein bis zwei Stores pro Woche aufgemacht und so sein Netz von 133 auf 233 erhöht. Und jeweils rund 30 bis 40 Boutiquen eröffneten IWC, Jaeger-LeCoultre, Omega und Panerai. Für die verbleibenden Fachhandelspartner werden die Hersteller immer stärker vom Lieferanten immer mehr zum Konkurrenten.

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Watches of Switzerland (WoS), die Zweite: die Breitling-Eröffnung. Aus diesem Anlass kündigte WoS-President Craig Bolton an, dass der UK- und US-Retailer noch in diesem Jahr weitere Monobrand-Stores aufmachen werde.

Die Entwicklung ist auch in Deutschland längst in Gange, hat ihren Höhepunkt aber noch nicht erreicht. Thierry Huron, Gründer der Uhren-Consulting und -Analysten-Firma The Mercury Project nennt aktuelle Zahlen: „Rolex betreibt 124 Geschäfte in Deutschland – im Vergleich zu 153 im Dezember 2021. Omega hat im selben Zeitraum von 121 auf 106 Geschäfte reduziert.“ Wohin der Trend geht, wird an einem weiteren Beispiel besonders deutlich: „Patek Philippe vertreibt in Deutschland über 29 Geschäfte, in Frankreich dagegen nur über eines.“ Um ein Viertel wurde das Händlernetz von Patek in Deutschland schon in den letzten fünf Jahren reduziert, wie eine Auswertung der Händlerdatenbank der Münchner Unternehmensberatung Responsio zeigt. Die angekündigte Reduktion um weitere 30 Prozent des Händlernetzes dürfte an Deutschland nicht spurlos vorübergehen (Blickpunkt Juwelier 04+05/2023).

Responsio macht weitere Marken mit zunehmender Handelsabstinenz aus. Im Fünf-Jahre-Vergleich sankt die Zahl der Stores von Audemars Piguet von 25 auf zwei. Bulgari Watches reduzierte seine Präsenz von 49 auf 14 Stores, TAG Heuer von 202 auf 137 und A. Lange & Söhne von 44 auf 24.

Es gibt aber auch Hersteller, die in die Lücken vorstoßen, die andere hinterlassen: „Marken wir Iron Annie und Hamilton nutzen gezielt die Chancen, die sich hier bieten“, beobachtet Responsio-Geschäftsführer Frank-Michael Müller, dessen Unternehmen seit fast zehn Jahren erhebt, welche Marken die Fachhändler in Deutschland führen. Demnach ist Iron Annie mittlerweile 273 Geschäften in Deutschland erhältlich.
Tendenz steigend.


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Mehr-Marken-Stores in Deutschland dominant

Noch hat Deutschland eine Fachhandelsdichte mit Mehr-Marken-Stores im Bereich Uhren, die ihresgleichen sucht. Laut einer aktuellen Untersuchung des IFH Köln liegt der Marktanteil des Fachhandels in 2022 bei 69,8 Prozent: „Wie in keiner anderen Branche dominiert der inhabergeführte Fachhandel nach wie vor den Markt“, kommentiert Stephan Lindner, Präsident des BVJ und Geschäftsführer von Juwelier Fridrich die Branchenentwicklung. „Der inhabergeführte Fachhandel mit einem Geschäft, wie ich eines hier in München führen darf, macht mehr als die Hälfte der Umsätze der Branche. Das ist eine Dominanz des Fachhandels, die es in kaum einer anderen Branche gibt.” Der Umsatz mit Uhren stagniert dabei im Fünf-Jahres-Vergleich, während der Schmuckbereich zulegt.

Die Konzentration im Handel aber ist in vollem Gange: Die Großen werden größer und weniger: 2017 gab es 59 Schmuck- und Uhren-Handelsunternehmen mit einem Umsatz von über zehn Millionen Euro, die 43 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche erzielten. 2020 waren es nur noch 43, die aber 48 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschafteten (aktuellere Zahlen liefert das Statistische Bundesamt erst 2024).

Lesen Sie im zweiten Teil der großen Story, wie die Vertikalisierung den Fachhändler trifft und wie Schmuck die Ertragslage verbessert. 

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