WILLI BIRK, Geschäftsführer Point Tec: „Wir haben 20 Jahre Junkers verkauft und hatten dort bereits Bauhaus-Uhren erfolgreich im Einsatz. Dieses für uns schlüssige Konzept haben wir mit Iron Annie weitergeführt und als Ersatz für die weggefallene Marke positioniert.“
„Made in Germany“ und der Erhalt eines traditionsreichen Standorts sind bei Point Tec wichtig. Nicht zuletzt auch, weil man sich dadurch als unabhängiges Unternehmen klar positioniert, so Geschäftsführer Willi Birk, der im Interview von seiner Liebe zu “Iron Annie” erzählt.
Im Interview: Willi Birk, Geschäftsführer von Point Tec
BLICKPUNKT JUWELIER: Es macht den Eindruck, dass Iron Annie von Bauhaus abgelöst wird oder kalkulieren Sie mit vier Marken?
WILLI BIRK: Es ist so, dass Iron Annie der Ersatz für Junker ist. Iron Annie ist der Spitzname im angloamerikanischen Raum für den Flieger JU52, der dort „eiserne Lady“ genannt wurde. Es gab einen berühmten Amerikaner, der die Maschine in Kolumbien in den 1970er-Jahren von einer Ölgesellschaft gekauft hat. Trotz Baujahr 1928 war sie immer noch im Einsatz, um Ölarbeiter in den Dschungel zu fliegen und wieder abzuholen. Der Käufer hat sie dann wieder hergerichtet und ist auf diversen Flugzeugevents mit ihr gestartet. Daher hat die JU52 in Amerika einen hohen Bekanntheitsgrad, in Deutschland weniger. Wir haben 20 Jahre Junkers verkauft und hatten dort bereits Bauhaus-Uhren eingesetzt. Deswegen haben wir dieses für uns schlüssige Konzept mit Iron Annie weitergeführt, weil die JU52 von Bauhaus-Designern konzipiert wurde. Bei strenger Betrachtung sieht man, dass die zwei Logos, die wir gemacht haben, sehr ähnlich sind. Als wir dieses Gebäude hier gekauft haben, war klar, dass wir Bauhaus zur Anmeldung nachreichen, doch bis alles final markengeschützt war, konnten wir es nicht veröffentlichen. So gibt es heute auch ein Solo-Logo von Bauhaus.
BJ: Wie ist es letztendlich gelungen, das Logo weltweit als größtes auf das Zifferblatt zu bekommen?
BIRK: Wir konnten es trotz Widersprüchen anmelden und mittlerweile ist es in der EU komplett geschützt und im Ausland gibt es nur wenige Länder, dazu gehört China, wo wir es nicht durchgebracht haben.
BJ: War das Bauhaus-Jubiläum kürzlich ein weiterer Push für die Kollektion?
BIRK: Für uns war es ein Sprung vorwärts und ein durchschlagender Erfolg, sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Diese spezielle Richtung, die in der Architektur, der Kunst und dem Design ihren Niederschlag fand, sind global bekannt. Für uns passt es auch deswegen so ideal, weil unser Stammhaus, das Gebäude der ehemaligen VEB Uhrenwerke Ruhla, 1920 von berühmten Bauhausarchitekten aus Dresden und Umgebung geplant und gebaut wurde. Es schafft eine ideale Verbindung zur damaligen Epoche und den heutigen Kollektionen. Die Serie wurde für das zweite Halbjahr stark ausgebaut, um den entgangenen Umsatz während der diversen Lockdowns aufzuholen.
BJ: Wie geht es mit Bauhaus weiter? Es ist ein Synonym für eine gestalterische Nische. Junghans hat ja in der Vergangenheit mit Farbe neue Impulse eingebracht.
BIRK: Wir setzen Bauhaus als Linie für reduziertes Design ein. Es gibt ja Designbücher mit ganz bestimmten Charakteren, vom Dreieck über Strichpunkt bis zu anderen klassischen Bauhaus-Elementen. Wir sind stolz auf unser eigenständiges Design im Einklang mit diesen Grundprinzipien. Bezüglich der Farben muss man sagen, dass das immer so eine Geschichte ist, weil Farben und reduziertes Design nicht perfekt zusammengehen. Wir werden natürlich je nach Abhängigkeit der Zeit und des Trends Akzente setzen, haben auch schon mit zweifarbigen Zeigern „gespielt“. Wer sich vielleicht erinnert: Es gab den berühmten französischen Designer, Alain Silberstein, der mechanischen Uhren z.B. ein rotes Dreieck für die Stunde, einen geraden Zeiger in Blau für die Minute und eine gelbe Welle für die Sekunde verpasste und das hat gut funktioniert. Er hatte übrigens auch mal das Wort Bauhaus angemeldet, dass Verfahren dann aber nicht weiterverfolgt. (Mittlerweile kooperiert er mit Louis Erard, Anm.) Wir waren leider ein Jahrzehnt zu spät dran, sonst hätten wir das 2013 einfach gekauft.
BJ: Was ist Bauhaus? Von einem Trend kann man nicht mehr sprechen, ein solcher etabliert sich oder verschwindet nach Jahren, ist die gelernte Anschauung. Zieht man z.B. einen Vergleich zur Historie von Junghans seit der letzten Insolvenz, muss man anerkennen, dass Max Bill eine starke Säule geworden ist und es auch immer bleiben wird. Peilen Sie Ähnliches an?
BIRK: Das war aber nicht immer so. 2008 waren die verkauften Mengen, das weiß ich von einem Gerichtsstreit über dieses Design mit Dugena, noch relativ gering. In den letzten Jahren hat sich das 1990er-Design wieder positiv entwickelt und Max Bill ist jetzt die Linie, mit der die Marke stark geworden ist. So wie es Nomos 1995 mit dem Boom der mechanischen Uhrwerke mit seinem flachen Handaufzug und einem klassischen Design aus den 1970er-Jahren den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg mit einem Gesicht geschafft hat. Und ja, diese Beispiele bestärken mich, beim reduzierten Design von Bauhaus an ein langfristiges Thema zu glauben. Eines, das einfach nicht mehr vom Markt verschwinden wird und beständig auf Kundennachfrage stoßen wird.