Baume & Mercier – großer Handlungsspielraum für Juweliere

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CARSTEN MEYER, Baume & Mercier: „Wir streben eine langfristige Partnerschaft auf Augenhöhe an. Wenn es Probleme gibt, werden diese flexibel gelöst. Denn unsere Juweliere und Fachhändler haben auch uns die Treue gehalten ...“

Innerhalb der Richemont-Gruppe hat Baume & Mercier eine Sonderstellung: Die Marke gilt als Einstieg in die Luxusklasse – und bietet Top-Qualität zu einem ansprechenden Preis. Carsten Meyer, Markenverantwortlicher für Deutschland und Österreich, erzählt im Interview von der Sortimentsgestaltung, werblichen Maßnahmen und der Partnerschaft mit dem Fachhandel. 



Baume & Mercier erweist sich in Deutschand als absolut fachhandelstreu – und bei Problemen als flexibel.

Im Gespräch mit Carsten Meyer

BLICKPUNKT JUWELIER: Baume & Mercier als Marke der Richemont-Gruppe, wie unterscheidet Sie sich von den anderen Konzernmarken?

CARSTEN MEYER: Wir haben eine ganz andere strategische Ausrichtung, wenn es etwa um das Thema Retail geht. Wir setzen auf unsere Juweliere, Partner und Filialisten und wir wollen den Erfolg mit unseren Handelspartnern teilen. Dass wir mit eigenen Retail Boutiquen in den erfolgreichsten Städten auftreten? Nein, da machen wir nicht.

BJ: Sie waren früher selbst Juwelier. Wie viel Spielraum haben Sie jetzt, sich für Juweliere einzusetzen?

MEYER: Wir haben bei  Baume & Mercier eine sehr flache Hierarchie. Als Markenverantwortlicher u.a. für Deutschland und Österreich bin ich in der positiven Situation, dass von mir unternehmerisches Handeln verlangt wird. Ich habe daher einen großen Spielraum, mit dem Juwelier vor Ort von der Sortimentsgestaltung bis zu den werblichen Maßnahmen eigene Konzepte zu entwickeln und dann auf den jeweiligen Juwelier einzugehen.

BJ: Würde es so weit gehen, dass Sie sogar exklusive Juwelier-Kollektionen vorstellen, die es nur stationär gibt?

MEYER: Nein, das nicht. Aber Baume & Mercier geht auf den einzelnen Partner insofern ein, als dass aus unserem Portfolio heraus der Juwelier mit uns zusammen bespricht, welche Kollektion er als erfolgreich bei sich im Geschäft und bei seinen Endkunden erachtet. Und somit verzichten wir auch ab und zu auf einzelne Serien aus unserer Kollektion, damit der Partner vor Ort sich nicht übernimmt oder die gleiche Uhr schlussendlich zwei oder dreimal ins Lager legen muss.


Baume & Mercier Firmengebäude
Baume & Mercier ist eine Richemont- Konzernmarke – und agiert dennoch weitgehend unabhängig.

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BJ: Und Pakete gibt es dann nicht?

MEYER: Natürlich achten wir mit unserer Tradition als Manufaktur und älteste Uhrenmarke der Welt auf eine vernünftige Präsentation. Aber wir haben Verständnis für einen Juwelier, der sagt: Warum sollte ich mir jetzt etwa die dritte, vierte oder fünfte Quarzuhr  mit weißem Zifferblatt und schwarzem Armband für den Herren auf das Lager legen? Das macht keinen Sinn. Es geht also um ein ansprechendes Sortiment für den Endkunden. Der Kunde, der Juwelier und der Fachberater müssen sich wohlfühlen mit dem Sortiment. Dann verkaufen Sie auch. Und das ist im Interesse aller.

BJ: Gibt es die Sicherheit von ihnen, dass Baume & Mercier nicht wie andere Luxus-Marken Modelle vorbei am Juwelier für die Boutique rausbringt oder spezielle Produkte exklusiv für Social Media Aktionen aufbereitet?

MEYER: Wir als Baume & Mercier haben eine Kollektion für alle. Für das E-Commerce, das wir auch selber betreiben, wie auch für den Juwelier. Eine Änderung ist da nicht geplant.

BJ: Was kann Baume & Mercier als Konzernmarke, was unabhängige Marken nicht können?

MEYER: Als Richemont-Marke können wir Synergieeffekte innerhalb unseres Konzerns nützen. Das beginnt beim Design der Uhren und reicht bis hin zur Produktion. Dadurch bieten wir eine
erstklassige Qualität zu einem sehr fairen Preis. Darum nennen wir Baume & Mercier auch “bezahlbaren Luxus”, weil wir die Qualität unserer Konzern- Schwestern Eins zu Eins spiegeln, zu einem deutlich besseren Preis.

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Mit der Automatikuhr Riviera hat Baume & Mercier einen Klassiker im Programm.
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Links: Baume & Mercier merkte an Armbanduhren wie der Riviera, dass Edelstahluhren und -armbänder gefragt sind. // Mitte: Die Riviera gibt es nicht nur als klassische Herren-, sondern mit einem Durchmesser von 36mm auch als Damenuhr. // Rechts: Die Baume & Mercier Riviera glänzt mit einem rauchgrauen Saphirglaszifferblatt. Das Edelstahlgehäuse ist ADLC-beschichtet.

BJ: Alte Lagerbestände sind für Juweliere ein Problem. Was sagen Sie dazu?

MEYER: Wir haben dafür eine Toolbox, die es uns erlaubt, mit unseren Partnern individuell über ein Lager an weniger erfolgreichen Uhren zu sprechen. Wir können sie beim Abverkauf unterstützen oder gemeinsam Aktivitäten planen, um das alte Lager zu reduzieren. Hier gibt es ganz flexible Lösungen, die wir gemeinsam mit unseren Partnerhändlern erarbeiten und umsetzen.

BJ: Auch auf die Gefahr hin, dass Sie die Uhren zurücknehmen müssen?

MEYER: Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Es gibt sicherlich die Möglichkeiten, auch mal die eine oder andere Uhr zurückzunehmen. Allerdings gibt es viele andere Möglichkeiten, um das Lager wieder frei zu bekommen und an denen arbeiten wir zuerst. In der Regel, das kann ich sagen, funktionieren unsere geplanten Verkaufsstrategien und ein Verkauf ist ja im Interesse aller.

BJ: Zurzeit gibt es beim Vertrieb von Luxusuhren große Veränderungen. TAG Heuer trennt sich von vielen Händlern. Können Sie eine stabile, langfristige Zusammenarbeit zusagen?

MEYER: Wir haben das Credo, dass eine langfristige Partnerschaft mit unseren Juwelieren und ein konstantes Wachstum für uns die beste Lösung ist. Wir planen auch in Deutschland und Österreich keine Boutiquen. Und wir müssen überhaupt nicht über Kündigungen nachdenken.

BJ: Funktioniert die Partnerschaft auch umgekehrt?

MEYER: Unsere Juweliere sind absolut partnerschaftlich und entgegenkommend, selbst wenn der Umsatz nicht wie erhofft ausgefallen ist. Es gibt keinen Juwelier, der uns in der Corona-Krise gekündigt und aufgegeben hat. Das verdanken wir eben einer Partnerschaft auf Augenhöhe, bei der auch mögliche Lösungen für Probleme erarbeitet werden. Dieses Wissen macht eine Partnerschaft immer stark.

BJ: Unternehmensberater erwarten ein Wachstum im obersten Preissegment und dass der mittlere Bereich aber schwächeln wird.

MEYER: Wir werden uns deswegen sicher nicht in die Top-Preislage begeben. Baume & Mercier ist der Einstieg in die Welt des Luxus für Kunden mit einer Leidenschaft für Schweizer Uhren, die ihre Uhr ein Leben tragen wollen. Und unser Preisniveau bleibt weiterhin konstant. Damit sind wir erfolgreich.

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