Rolex-Bucherer-Deal: Was sagt der Experte?

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Frank Michael Müller, Herausgeber Uhren-Monitor.

„Diese Transparenz würde mir nicht schmecken!” Wenn es um Uhren geht, kommt man in Deutschland kaum um ihn herum: Frank Michael Müller, Herausgeber des Uhren-Monitor, weiß, wie die Branche tickt, was sie beschäftigt, wie die Verbraucher denken und wohin die Reise gehen kann. Auch zum Rolex-Bucherer-Deal hat er eine klare Meinung.



BLICKPUNKT JUWELIER: Der Rolex-Bucherer-Deal ist wohl die derzeit spannendste Story in der Branche. Sie als Experte haben Einblick in das Kaufverhalten der Konsumenten, die Begehrlichkeiten und wissen, wie das Uhren-Business tickt. Was ist Ihre Einschätzung zu diesem Deal? Welche Auswirkungen wird das auf die Branche haben?

FRANK MICHAEL MÜLLER: Über die Auswirkungen, die das Ganze mit sich bringen wird, kann ich nur spekulieren. Das vermag niemand vorhersagen. Was ich allerdings aus meiner Sicht sagen kann, ist ein Thema, das derzeit noch wenig bis gar nicht besprochen wird, das aber weitreichende Konsequenzen bekommen kann: Die Transparenz. Und zwar jene Transparenz, die Rolex nun über andere Marktteilnehmer bekommen könnte. Einerseits in der Modellpolitik mancher Marken aber auch wohin die Richtung allgemein geht. Und solche Informationen von Marktmitbewerbern sind natürlich interessant – und müssten ja auch nicht mit Rolex umgesetzt werden. Es böten sich ja auch Tudor oder Carl F. Bucherer als Uhrenmarken für Neuheiten an.

BPJ: Es geht also um Transparenz …

MÜLLER: Absolut! Das wird meiner Meinung nach der Knackpunkt sein, um den sich alles dreht. Als große Marke neben Rolex, zum Beispiel Omega, würde mir das Thema Transparenz an deren Stelle nicht so schmecken.

BPJ: Ein Lösungsweg Ihrer Meinung nach wäre?

MÜLLER: Den Wunsch nach mehr Information über Umsätze höre ich seit Jahren, selber Daten liefern möchte man eher nicht. Oft würde ein Ranking ohne absolute Zahlen reichen; auf welchem Platz steht die eigene Marke in Deutschland, bei ausgewählten Juwelieren oder in einer bestimmten Großstadt. Auf welchen Plätzen die wichtigsten Mitbewerber der eigenen Marke. Wie entwickelt sich der Markt dort. Eine solche Transparenz, zum Start in ein oder zwei Ländern, um damit Erfahrungen zu sammeln, könnte ein Ansatz sein.

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© Quelle: Uhren-Monitor 2022

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BPJ: Wie steht es um die Swatch Group – namentlich Omega. Die Nummer Drei im Markt wird bei Bucherer (noch?) geführt. Bleibt das?

MÜLLER: Wie empfindlich Nick Hayek hier reagiert, wie weit er sich in die Karten blicken lassen wird und möchte, kann ich natürlich nicht vorhersagen. Nur so viel: Mit der Tatsache, dass Omega bei Wempe oder Rüschenbeck – um nur zwei der großen Juwelierketten im DACH-Raum zu nennen – nicht mehr geführt wird, ist Bucherer für diese Marke höchstwahrscheinlich ein wichtiger Partner und Umsatzträger. Und mit dem Rolex-Deal heißt das nun, dass die Nummer Eins auf dem Markt (Anm. d. Red.: siehe auch Statistik aus dem Uhren-Monitor) nun gut im Blick haben könnte, was bei der Nummer Drei passiert, ist schon eine Herausforderung. Diese einseitige Transparenz ist kein unwichtiger Aspekt. Wäre ich bei der Swatch Group, würde mir das Bauchschmerzen bereiten. Wie Nick Hayek das sieht und entscheidet,  wird die Zukunft zeigen. Ein Ärgernis kann dabei vielleicht auch zu einer kurzfristigen Entscheidung führen.

„Mit dem Deal hat die Nummer Eins einen guten Blick, was die Nummer Drei auf dem Markt macht.”

Frank Michael Müller, Uhren-Monitor


BPJ: Könnte dieser Plot „Uhrenmarke kauft Juwelierkette“ auch für andere Marken interessant werden?

MÜLLER: Aus Sicht der Rolex SA ist dieser Schritt absolut nachvollziehbar und logisch. Es gäbe eventuell noch ein bis zwei Juweliere, bei denen interessant sein könnte, einzusteigen. Aber was man nicht vergessen darf: Wir reden hier immer nur vom DACH-Raum. International kann ich mir das kaum vorstellen, vielleicht noch bei Seddiqi oder The Hour Glass.

BPJ: Stichwort Boutique: Wie wird das in Zukunft bei Rolex aussehen?

MÜLLER: In Städten oder Regionen, in denen eine Bucherer-Filiale vorhanden ist, werden wohl keine neuen Juweliere eine Rolex-Boutique eröffnen. Fraglich ist, was mit den bestehenden Boutiquenbetreibern passiert? Wenn der Vertrag zwischen Rolex und dem Juwelier/Betreiber der Boutique die Laufzeit des Mietvertrags berücksichtigt, werden wir keine kurzfristigen Veränderungen sehen. Wie es dann weiter geht, bleibt abzuwarten.

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